Antworten auf Letzte Fragen

Warum fangen in amerikanischen Fernsehserien alle Telefonnummern mit 555 an? (17.4. 99)

Die Antwort beschert dem Frager einen Blick auf den amerikanischen Way of Life. Aber zuerst ist es vielleicht wichtig, amerikanische Telefonnummern zu erklären. In den USA sind alle Telefonnummern genau gleich aufgebaut: XXX-XXX-XXXX. Die ersten drei Zahlen sind der Area Code und bestimmen den Ort, woher die restliche Nummer stammt. Manche Bundesstaaten (wie z.B. Wyoming) haben nur einen Area Code, richtig große Städte (New York, L.A., Chicago, u.s.w.) haben manchmal zwei. Die nächsten drei Zahlen sind die Vorwahl, die letzten vier die Telefonnummer. Das Area Code muß nur dann gewählt werden, wenn sich der Anrufer und Angerufene unter verschiedenen Area Codes befinden. Hauptsächlich wählt man nur die Vorwahl und Nummer. Nicht alle Zahlen können als Vorwahl verwendet werden. Darunter ist die Kombination 555. Überall in den Vereinigten Staaten, wenn man 555-XXXX wählt, erreicht man auf keinen Fall jemanden, da es diese Nummer nicht geben kann.

Deshalb können die Fernsehserien diese Vorwahl benutzen. Sonst könnte es sein, daß mehrere Zuschauer diese Nummer ausprobieren und vielleicht jemanden erreichen würden. Und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, jemanden gerichtlich anzuklagen, wären die Schäden erheblich. Oder vielleicht ist es so, daß alle Stars in der gleichen Nachbarschaft (Hollywood) wohnen und deshalb die gleiche Vorwahl haben? Barry Lessard (gebürtiger Amerikaner) Hameln

Das ist ein Übersetzungsfehler in den deutschen Übersetzungen dieser amerikanischen Fernsehserien. Bei Telefonangaben im amerikanischen Original werden die ersten drei Zahlen immer mit einem Pfeifton überlegt, damit nicht Tausende von Idioten diese Nummer aus Neugierde anrufen. Im Original hört es sich denn so an: pfeif- pfeif-pfeif-six-seven-one. Die deutschen Übersetzer hören: five- five-five-six-seven-one und übersetzten: fünf-fünf-fünf-sechs-sieben-eins.Udo Endrigkeit

Das liegt daran, daß es in den gesamten USA KEINE tatsächliche reale außermediale Telefonnummer gibt, die mit 555 beginnt. Diese Nummern wurden vermutlich für Hollywoodproduktionen reserviert. Auch in amerikanischen Spielfilmen fangen Telefonnummern mit 555 an. Um zu verstehen, warum es diese Spezial-Hollywood-Telefonnummern geben muß, kann man sich dem Problem von unterschiedlichen Erklärungsansätzen her nähern:

1. Die Amerikaner sind vollkommen paranoid. Sie befürchten, daß sofort unzählige Personen bei jeder Nummer anrufen, die öffentlich genannt wird, so daß völlig unschuldige Leute unter der Perversion oder verzerrten Realitätswahrnehmung ihrer Mitmenschen zu leiden hätten, gäbe es diese Nummer wirklich.

2. Die Befürchtungen unter 1. sind berechtigt, denn a. die Amerikaner sind so dämlich und rufen bei jeder öffentlich genannten Telefonnummer nur zum Spaß an, b. die Amerikaner haben eine verzerrte Wahrnehmung der Realität und glauben, sie könnten tatsächlich mit Magnum, Ally McBeal, Amanda vom Melrose Place oder sonstwem sprechen, wenn sie die genannten Nummern wählen.

3. Amerikanische Drehbuchautoren sind realismusbesessen/ einfallslos. Warum werden denn überhaupt ständig Telefonnummern in amerikanischen Filmen genannt? Um Dialoge zu füllen? Und warum, wenn dann andererseits in einem typischen Filmtelefonat weder „Hallo“ noch „Tschüß“ noch „Wie geht's“ noch sonstwas gesagt wird, was auch der durchschnittliche Amerikaner in fast jedem Telefongespräch sagen würde? Diese Floskeln treiben die Handlung auch nicht weniger voran als das Nennen der Nummer.

4. Amerikaner sind vollkommen selbstbezogen. Denn was würden sie tun, wenn sie einen ausländischen Film sähen, in dem ausnahmsweise auch eine Nummer genannt wird, die jedoch natürlich nicht mit 555 anfängt? Richtig: Sie sehen keine ausländischen Filme, und wenn sie doch einen sehen wollen, machen sie ein Remake.

Die Erklärungsversuche 1-4 lassen sich also in dem oft bemühten und wohl irgendwie zutreffenden Klischee zusammenfassen: Die spinnen, die Amis. Aber sie machen im allgemeinen doch die unterhaltsameren Fernsehserien. Julia Ritter, z.Zt. Arnsberg

Austin O'Brian hat in dem Film „Last Action Hero“ versucht, Arnold Schwarzenegger zu beweisen, daß die beiden in einem Film und nicht in der Realität sind. Ein Beweis war, daß die Telefonnummer der „schönen“? Videoverleih-Bedienung mit 555 anfing. In den USA gibt es nähmlich keine Telefonnummern, die mit 555 anfangen! Markus Licht, Hagen

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat auch eine unbegrenzte Anzahl von Schwachköpfen hervorgebracht, die nichts Besses zu tun haben, als Telefonnummern, die sie im Fernsehen hören, anzurufen. Um ahnungslose Mitmenschen vor diesen Idioten zu schützen, haben sich die großen Studios vor einigen Jahren darauf geeinigt, nur noch Nummern mit 555 am Anfang zu nehmen, nachdem sie von den Telefongesellschaften die Zusage hatten, daß dieser Zahlenbereich nirgendwo genutzt wird und auch keine Pläne bestehen, dies zu ändern. Jens Baumeister, Köln

Soweit ich weiß, ist es nach amerikanischem Recht verboten, in Filmen real existierende Telefonnummern auftauchen zu lassen. Und Nummern, die mit 555 beginnen, gibt es wohl nicht. Nikias Chryssos, Heidelberg

Weil sich bei 666 gleich alle amerikanischen Frauenverbände beschweren würden! Helmut A. Schuechtle, Konstanz

In amerikanischen Filmen fangen alle Telefonnummern mit 555 an, weil die Amerikaner im allgemeinen ein Problem mit dem Unterschied von Fiktion und Realität haben. In den guten alten Tagen von Marylin und Rachel riefen eine Menge nach dem Kino immer die im Film vorkommenden (fiktiven) Telefonnummern an, in der Hoffnung, ihr Idol würde an der anderen Seite den Hörer abnehmen, natürlich zum Leidwesen einiger (realer) Zeitgenossen. Hollywood hat sich dieser gestreßten Mitbürger angenommen, und seither beginnen in allen Drehbüchern Telefonnummern immer mit 555. In ganz Amerika (USA) gibt es keine reale Telefonnummer mehr, die mit 555 beginnt. Felix Schnappauf, Freiburg

Warum gelingt es manchen Frauen, in ihrer Freizeit wunderschöne Kartoffeldrucke herzustellen, anderen dagegen niemals? (17.4.99)

Das ist eindeutig eine Frage der Prioritätensetzung. Regina Skierlo, Bayreuth, Niemals- Frau

Vielleicht (natürlich nur vielleicht) gibt es auch bei Frauen individuelle Unterschiede. In diesem Fall könnte es natürlich sein, daß einige Frauen mehr Talent zum Kartoffeldrucken haben als andere. Schade für die Frauen, die weniger Talent zum Kartoffeldrucken haben, ist nur, daß Frauen nun einmal Kartoffeldrucke herstellen müssen. Natürlich ist es für kartoffeldrucktalentierte Männer genauso schade, daß Männer keine Kartoffeldrucke herstellen dürfen, sondern heimwerkeln müssen. Manuela & Adrian, Bremen

Die „anderen“ haben von Ihren Müttern gelernt, daß man Kartoffeln zum Gebrauch kochen muß. Harald Weber, Oststeinbek

Was ist der Unterschied zwischen einem Menschen mit einem „Dr.“ vor dem Namen und einem ohne? (3.4.99)

Drei Anschläge auf der Schreibmaschine. Lars Petersen, Hamburg

Der eine Mensch hat sich einige Jahre seines Lebens erfolgreich mit etwas Sinnlosem beschäftigt und dabei Spaß gehabt. Der andere Mensch hat sich nicht erfolgreich mit etwas Sinnlosem beschäftigt, aber auch Spaß gehabt. Dr. Wolf Bayer, Berlin

Bei Menschen mit einem „Dr.“ vor dem Namen sind die Visitenkarten schwerer, da ja Tinte auf dem Papier ein Eigengewicht hat (siehe entsprechende Letzte Frage vom 13.3. 99 und dazugehörige Antworten). Am buchstäblich schwersten davon betroffen sind natürlich Träger von Titeln wie Prof. Dr. Dr.hc. Thomas Mahn, Wehrheim

Meine eigenen Erfahrungen nach dem Übergang von „ohne“ zu „mit“ waren:

1. Kollegin R. war plötzlich scheißfreundlich und drängte mir bei einem Meeting Kaffee auf.

2. Abteilungsleiter B. grüßte mich plötzlich als erster, wenn wir aneinander vorbeiliefen.

3. Ärzte (mindestens sechsmal erlebt) fragen mich seitdem, ob ich ein „Kollege“ sei; einzige Ausnahme: eine Wochenendambulanz – dort erkundigte sich der Arzt bei meiner Frau.

4. Wer meine Euroscheckkarte prüft, grüßt mich beim Abschied in aller Regel netter als den vorherigen Kunden. Ähnliche Erfahrungen mache ich bei Behörden.

Sonst hat sich nix verändert. Dr. phil. nat. KH Wellmann, Frankfurt am Main

Was ist der Unterschied zwischen Natur und Landschaft?

Natur ist all das, wo sich der Mensch heraushält. Landschaft dagegen kann von ihm gestaltet werden! (vergl. Landschaftsgestaltung) Wolfgang Lewald, Hamburg

Versuchen Sie mal, das Weltall der Landschaft zuzuordnen. Na also. Dr.T. H. Wischmann, Heidelberg

Wenn man sich so manche Seelenlandschaft betrachtet, geht es einem manchmal wider die Natur. Harri June, Berlin

Landschaft reimt sich nicht auf Dressur. Martin Ehrenzeller, Saarbrücken

Nach langjährigen Feldforschungen im Bereich „Naturlandschaft“, möchte ich Ihnen meine Ergebnisse in einem kurzen Überblick mitteilen: Natur und Landschaft meinen das gleiche, nur aus unterschiedlicher Perspektive. Es kann alles geographisch Besondere sein, das beim Betrachter unterschiedliche emotionale Reaktionen auslöst. Während ein studierter, philosophisch geprägter Großstadt-Intellektueller bei seinen Bildungsreisen aufs Land fährt und den Restbestand des Waldsterbens, die verschmutzten Meere und die schönen braunen Skihänge der Berge bewundert, die schöne „Natur“ genießt und sie verklärend als Gegensatz zur Vernunft definiert, spricht der Familienvater aus der schwäbischen Provinz auf der Radtour zu seiner Frau – von einer Anhöhe einer Mülldeponie aus – von einer guten Sicht auf die schöne „Landschaft“, die er als Gegensatz zur damaligen Landschaft traditional definiert. Es ist beide Male das gleiche, nur anders gesehen. Deshalb gilt, wie schon das alte südost- malaysisch-turkmenische Sprichwort sagt: Natur macht das zur Natur, was schon das Land-schafft! Roland Müller

Die Gegend. Wolf Schairer, Elmshorn

Das ist der Unterschied zwischen Berlin und Hannover. Ich liebe die Natur und tummle mich gerne auf den Wiesen der Berliner Kaffeehäuser. Es gibt wohlriechende Blumen und Gräser wie das November auf dem Prenzlauer Berg, die großzügig angelegten Cafés in der Nähe der Hackeschen Höfe und seltene Arten wie das Café Esperanza in der Rosenthaler Straße.

Hannover ist mehr nette Landschaft, ein Rasen mit Gänseblümchen, keine Wiese. Es gibt Kneipen, Schicki-Micki-Treffs und Kaffeebutzen. Mögen sie auch lauschig sein wie das Café K in Linden-Süd, das Lindener Backhaus im Sommer oder das Café Konrad ohne Raucher – ich kenne keine Kaffeehäuser in dieser Stadt mit Flair und hoher Glasfront.

Also freue ich mich auf meinen nächsten Aufenthalt in Berlin. Pascal Czernik, Hannover

Wie werden die Gleise an Bahnhöfen numeriert? (10.4. 99)

„Dafür ist Altona zuständig.“ Sagt die Bahnsteigaufsicht in Elmshorn. Falsch ist auf jeden Fall die Behauptung, die Reihenfolge beginne am Bahnhofsgebäude (Antwort von H. Seidemann, 17.4. 99). In Elmshorn ist das Gleis direkt am Bahnhof das Gleis 4, dann jeweils weiter weg Gleis 3, 2 und 1. Am weitesten weg ist Gleis 1a für „Kuddl Barmstedt“. Wolf Schairer, Elmshorn

Wird die Erde schwerer, wenn ein Kind auf die Welt kommt? (27.3.99)

Bis man mich mit hinreichend feinen Meßmethoden vom Gegenteil überzeugt, behaupte ich, daß es einen Unterschied geben muß.

Wie allgemein bekannt, entspricht z.B. die Masse eines aus zwei Neutronen und zwei Elektronen bestehenden Heliumkernes nicht exakt der Masse zweier Protonen und zweier Neutronen alleine: Ein Neutron hat die Masse 1,007 276 47u (u = atomare Masseneinheit), ein Proton hat die Masse 1,008 664 90u. Demnach müßte der Heliumkern theoretisch 4,031 882 74u auf die Waage bringen. Experimentell findet man aber nur 4,001 506 4u, also weniger als berechnet. Die Masse eines Kerns ist stets kleiner als die der Summe seiner Nukleonen. Dies liegt daran, daß gemäß der Einsteinschen Formel E=m.c2 Masse und Energie äquivalent sind. Im Atomkern halten die Nukleonen durch eine Bindungsenergie zusammen, die, sobald sie nicht mehr zur Bindung benötigt wird, als Masse zu Buche schlägt.

Diese Differenz, der sogenannte „Massendefekt“, tritt naheliegenderweise auch im makroskopischen Fall auf, denn warum sollte für Frauen und Neugeborene nicht gelten, was im atomaren Bereich Naturgesetz ist? Es müßte nun nur noch die Bindungsenergie des Systems Mutter-Embryo bestimmt werden, um vermittels der Einsteinschen Beziehung die zusätzliche Masse auf der Erde nach der Entbindung zu berechnen. Umgekehrt ließe sich durch genaues Wiegen (wie oben beschrieben) aus dem Massendefekt des Systems die Bindungsenergie ermitteln.

Es gibt allerdings auch deutliche Hinweise darauf, daß nicht die gesamte Bindungsenergie des Systems Mutter-Kind im Moment der Entbindung als zusätzliches Gewicht in Erscheinung tritt, sondern die Bindung erst nach und nach geringer wird.

Die zumeist gut wahrnehmbare Gewichtszunahme eines Menschen während seiner ersten Lebensjahre ist als Beleg für diese Annahme jedoch nicht tauglich. Nils Kern, Berlin