Raus aus der Isolation

■ Gestern besuchten 60 Kosovo-Flüchtlinge die Ausstellung im Checkpoint Charlie

„Gewaltfreier Kampf! Ich will den Menschen ein Beispiel des gewaltfreien Widerstandes zeigen!“ Der inzwischen 84jährige Rainer Hildebrandt, Gründer des Museums „Haus am Checkpoint Charlie“, organisierte gestern für rund 60 Kosovo-Albaner eine Busfahrt in das Haus am ehemaligen Grenzübergang. Gemeinsam mit seiner Frau Alexandra will er die „Isolation“ der hier ankommenden Flüchtlinge brechen. „Ich möchte ihnen das Gefühl geben, willkommen zu sein, in Kontakt mit ihnen treten, ihnen Beispiele friedlicher Aufstände vor Augen führen!“

Seitdem die AlbanerInnen letzten Montag mit einem Flieger der Bundeswehr in Berlin ankamen, verbrachten sie jeden Tag im Hohenschönhauser Flüchtlingsheim in der Gehrenseestraße. Doch trotz der teilweise erschreckend engen Unterbringung läßt sich aus den Gesichtern Erleichterung ablesen.

Selim B. muß sich sein Zimmer mit vier Familienangehörigen teilen. Der 55jährige kam gemeinsam mit seiner Frau, seinen zwei Söhnen und der Schwiegertochter nach Deutschland. „Ich bin wirklich froh, daß ich hier bin, und sage einfach nur danke!“ Die Erleichterung ist dem Mann anzusehen, auch wenn der Landwirt seine Eltern in Pritina zurücklassen mußte. Sobald sich die Lage jedoch etwas gebessert hat, will er „so schnell wie möglich“ zurück. „Das Kosovo ist unser Land! Seit 1943 wollen die Serben uns Albaner unterdrücken. Wenn es nach mir ginge, hätte die Nato schon vor zehn Jahren mit dem Bombardement beginnen sollen!“

Auch Eran G. bekräftigt dies: „Mit friedlichen Mitteln ist da nichts zu machen. Bomben sind die einzige Sprache, die die Serben verstehen.“ Der 17jährige Schüler ist mit seiner Mutter und Schwester gekommen, seinen Vater hat er an der kosovarischen Grenze aus den Augen verloren. „Ich will auch so schnell wie möglich zurück. Aber erst mal freue ich mich auf heute.“ Katrin Cholotta