■ Mit der Brennstoffzelle auf du und du
: Renner in Hannover

Hannover (taz) – Autos ohne Schadstoffemission und energiesparende Heizsysteme für Häuser werden bald nicht mehr nur denen vorbehalten sein, die bereit sind, dafür auf Annehmlichkeiten zu verzichten oder erst einmal mächtig zu investieren. Auf der heute zu Ende gehenden Hannover-Messe 99 war der fünfte Gemeinschaftsstand Wasserstoff-Technologien/Brennstoffzellen der Renner. Und das nicht zuletzt deshalb, weil inzwischen auch große Automobilhersteller wie DaimlerChrysler und BMW sowie Mineralöl- und Energiekonzerne wie die Hamburger Elektricitätswerke (HEW) und Shell die Weiterentwicklung der Brennstoffzelle forcieren.

Die Technologie ist zwar schon länger bekannt, doch jetzt scheinen auch die größeren Hindernisse für die Serienproduktion überwunden. So konnten die Herstellungskosten wesentlich gesenkt werden, nachdem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) billigere Basisstoffe und weniger aufwendige Beschichtungsverfahren für die Membran entwickelt hat.

Auch bei der Gewinnung von Wasserstoff für den Betrieb der Brennstoffzelle, für die bislang hauptsächlich auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden mußte, gibt es Fortschritte. Die Hertener BEG Bio Energie GmbH und die Essener Deutsche Montan Technologie GmbH gewinnen Wasserstoffbeispielsweise aus Biomasse. Die Euro Innovation S.A., Luxembourg, verarbeitet Problemabfälle wie Öle, Schmierstoffe oder Fette, die bei Temperaturen um 800°C mittels Metallsalzen als Katalysatoren gespalten werden. Hauptreaktionsprodukt: ein Gas mit einem Wasserstoffgehalt um 80 Prozent. Noch einen Schritt weiter ist das DLR. Seine neuen Brennstoffzellen arbeiten gar nicht mehr mit Wasserstoff, sondern mit Methanol, das eine höhere Speicherdichte hat und leichter zu handhaben ist.

Auch für die Nutzung der Brennstoffzelle im Haus gibt es bereits Konzepte. Das Institut für Luft und Kältetechnik Dresden präsentierte auf der Messe ein Blockheizkraftwerk für Ein- und Zweifamilienhäuser. Erdgas als Primärenergieträger wird hier in Wasserstoff umwandelt, der in einer Brennstoffzelle Strom produziert. Denkbar wäre auch der Einsatz regenerativer Energieträger. Die Abwärme kann direkt als Nutzwärme für Warmwasser und Heizung verwendet werden. Die Technologie umgeht die Emission von Schwefeldioxid und Stickstoff und soll eine Primärenergieeinsparung von 30 Prozent bringen. Daniel Postulka