■ Häppchen für die Nato

Der Nato-Gipfel ist die größte Veranstaltung, die Washington jemals erlebt hat. Hunderte Staatsmänner, Nato-Botschafter, hochrangige Militärs aus 40 Ländern und 4.000 Journalisten werden zum 50. Geburtstag kommen.

Edeldinner und Häppchenabende kosten, aber bezahlen wird es nicht die Nato. Mit der Koordinierung des Gipfels wurde ein Nato-Veranstaltungskomitee beauftragt, eine Non-Profit-Organisation mit der Aufgabe, Geld- und Sachwerte einzutreiben, um den Gipfel zu finanzieren. Benötigt werden insgesamt acht Millionen Dollar privater Spender und Unternehmen. „Die Hälfte der Summe hat das Komitee schon innerhalb von zwei Monaten eingetrieben“, erklärte der Vorsitzende und ehemalige US-Botschafter in Belgien, Alan J. Blinken. Ein Blick auf die Liste der Direktoren der Organisation zeigt, daß der restliche Betrag ebenfalls mühelos aufgebracht werden kann. Alle Direktoren des Veranstaltungskomitees kommen aus den Führungsetagen der größten amerikanischen Wirtschaftsunternehmen und Anwaltskanzleien. Ungefähr 250.000 US-Dollar machten Ford, Motorola, Ameritech und andere Firmen für einen Direktorposten locker. Präsent ist auch die amerikanische Rüstungsindustrie. Dabei sind der größte US-Rüstungskonzern Lockheed Martin/Boeing, Raketenhersteller Raytheon Co., General Motors und Honeywell, die unter den ersten zehn der Rüstungsbranche rangieren. Auch der deutsch-amerikanische Multi DaimlerChrysler ist vertreten und stellt den Vizedirektor. Insgesamt ist das Direktorium zur Hälfte mit Vertretern der Rüstungsindustrie und Rüstungselektronik besetzt. Andere Rüstungsfirmen wie der Elektronikhersteller 3Com tragen weniger offiziell mit Spenden bei. Für die Rüstungsindustrie ist es die ideale Gelegenheit, neuen und alten Nato-Mitgliedern Rüstungstechnologie zu verkaufen. Es lohnt sich: Nach dem Golfkrieg erlebte die vormals leidende Branche den größten Boom seit dem Zweiten Weltkrieg, die Aktien schossen in die Höhe. Hauptauftraggeber: das US-Verteidigungsmininisterium. Olivier Minkwitz