Klatschen, strippen etc.
: Im Hodenwald

■ Sex, Sex, Sex: Romy Haag lud zur Premierenfeier in den Tränenpalast

Lecker, lecker: Schon vor Beginn der Show läuft einem auf der Toilette ein halbnackter, äußerst gut gebauter Mann über den Weg. Wenn der nachher strippt ... Tat er, schließlich feierte Romy Haag im Tränenpalast die Premiere ihres Programms „Cabaret Berlin“ und versprach „Sex, Sex, Sex“. Dreht sich heute doch alles „um das Fleisch, den Kult des Körpers, die Libido“.

So ein charmanter Empfang: Gerome Castelle schnappt sich Gäste zum Fotografieren. Viele Schwule, ein paar hübsche Damen (?) und viele Ehepaare so um die 50 sind da. Letztere mit ihrem Idol gealtert. Auch szenebekannte Schwule wie Ades Zabel und David Wilms. Und Wolf, schwuler Pornostar, der sich gern mal eine Billardkugel in den ... – aber lassen wir das.

Rolf Eden sitzt in der ersten Reihe, nun ja, aber „nicht mal Brigitte Mira ist hier“, säufzt eine Dame enttäuscht. Dafür wird Tim Fischer in Begleitung und mit zuviel Make-up gesichtet. Den kennen die älteren Semester gar nicht. Stört sie aber nicht, schon um acht haben sie das erste Bier geleert. Macht so halt mehr Spaß. Als die ersten Töne erklingen, verfallen etliche Ehepaare um die 50 sogleich in dieses schreckliche rhythmische Mitgeklatsche. Eine Dame neben mir, aus Köpenick (!) angereist, wippt froh mit. Irgendwie freuen sich alle, Romy Haag wiederzusehen. Schließlich war sie lange Zeit nicht auf der Bühne.

Singt die Diva mit ihrer unverwechselbaren Stimme, kommt Stimmung auf. Egal, ob Schlager, Pop-Songs oder Chansons. Die Lieder, die Liebe, Eifersucht, Berlin, Berlin und Berlin besingen, klingen gut, der Rest des Programms ist weniger schön. Ständig wird gestrippt. Wenn auch die Songs, die Kostüme und die ideenreichen Choreographien wechseln, es sind immer die gleichen vier Herren und zwei Damen, die sich ausziehen. Auf Dauer langweilig. Und der eine kann noch nicht mal richtig tanzen. Da nützt auch ein Strip mit der Deutschlandfahne wenig. Allein die Verarschung der Wildecker Herzbuben aus dem „Hodenwald“ ist gelungen und lustig.

Aber Romy Haag hätte lieber mehr singen und plaudern sollen, denn das kann sie eigentlich am besten. Wie sagte in der Pause ein Mann zum andern: „Wenn der zweite Teil so wie der erste wird, dann gehe ich.“ Eine gute Idee. Aber dann hätte man die starke Nummer der Trapezkünstler verpaßt.

Draußen aber traf man die netteren Leute. Zwei 20jährige Münchner, zu Besuch in Berlin, waren auf der Suche nach einer Party. Na, da drinnen feiert nachher Romy Haag ihre Premiere. „Wer ist denn Romy Haag?“, fragten Felix und Sito. Dafür kennen die beiden die taz, die sie heute kaufen wollen, um nachzulesen, ob sie im Text auch wirklich auftauchen. Andreas Hergeth