Ex-Konzernchef Konrad Henkel gestorben

■ Der Chemiker brachte seine Produkte in jeden Haushalt und hielt den Clan der Waschmittel- und Klebstoffhersteller im Zaum. Die Firma spaltet sich bald auf

Berlin (taz/dpa) – „Seine“ Produkte kennt nun wirklich jeder. Ob Persil, Schwarzkopf, Fa oder Perwoll – sie kommen alle aus dem Hause Henkel. Mit Konrad Henkel ist am Samstag der letzte aus der Chemie-Gründerfamilie gestorben, der noch den Namen Henkel trug und sich um die Geschäfte kümmerte. Das heißt natürlich nicht, daß die Familie nun den Zugriff auf den Konzern verloren hätte: Die verschiedenen Zweige des Clans halten nach wie vor eine satte Mehrheit am Unternehmen. Der einzige sonstige Großaktionär ist mit fünf Prozent die Hamburger Verlegerfamilie Jahr.

Der 83jährige Konrad war der Enkel des Firmengründers Fritz Henkel. Der Chemiker leitete ab 1956 die Versuchslabors des Düsseldorfer Konzerns. Schon bis dahin liefen die Geschäfte mit Klassikern wie Persil oder dem Scheuermittel Ata sehr gut. Unter der Ägide von Konrad Henkel wurden dann weitere Renner wie Pril, der Pritt-Klebestift oder Pattex auf den Markt gebracht. Als der ältere Bruder Jost 1961 starb, wurde Henkel der Vorsitzende der Geschäftsführung bis 1980 und überwachte dann als Vorsitzender des Aufsichtsrats die Geschicke. Erst 1990 schließlich trat er offiziell ab und übergab den Posten des Oberaufsehers seinem Verwandten Albrecht Woeste, einem Urenkel des alten Fritz Henkel.

Das eigenliche Verdienst des jetzt Verstorbenen lag in seinem Geschick, neben den Geschäften eines Weltkonzerns auch noch den aus etwa 70 Mitgliedern bestehenden Clan zusammenzuhalten. „Er hat es immer verstanden, auch die aufmüpfigsten Henkel-Ableger durch siebenstellige Ausschüttungen und raffinierte Verträge zufriedenzustellen und außerhalb des Geschäfts zu lassen“, schreibt Rüdiger Liedtke in seinem Buch „Wem gehört die Republik“.

Zusammen mit seiner Frau Gabriele unterhielt er glänzende Verbindungen in die Politik und trat auch als Kunstmäzen auf. Da war es nur eine kleine Schramme, daß er in den 80ern auch in die Schlagzeilen der damaligen Parteispendenaffäre geriet. Doch zwei Anläufe, dem Hobby-Golfspieler wegen Steuerhinterziehung den Prozeß zu machen, scheiterten.

Mehr Sorgen dürfte dem alten Patriarchen in letzter Zeit die Firma selbst gemacht haben: Zwar legte die Henkel-Gruppe mit ihren 56.300 Mitarbeitern und 340 Tochterunternehmen in mehr als 70 Ländern der Erde im vergangenen Jahr eine Rekordbilanz mit über 1,5 Milliarden Mark Gewinn bei gut 21 Milliarden Mark Umsatz vor. Doch die Chemiesparte will schon länger als eigene Aktiengesellschaft an die Börse, weil sie dann ohne Rücksicht auf die mächtigen Marketingbosse der anderen Henkel-Bereiche Bündnisse schließen könnte. Die Familiengesellschafter sperrten sich eine Weile gegen diesen Beschluß, gaben Mitte März dann aber schließlich offiziell ihr O.K. für eine neue Chemiefirma mit 10.000 Angestellten. Über die kommende Tochter mit Namen Cognis müssen die Woestes und Henkels nun aber ohne den goßen alten Herren herrschen. rem