Der Star der kosovo-albanischen Politszene

■ Bis Rambouillet war er ein Unbekannter: Hashim Thaci, Vertreter der Kosovo-Befreiungsarmee

Als kurz nach Beginn der Nato-Angriffe auf Jugoslawien die gezielte Jagd auch auf kosovo-albanische Intellektuelle einsetzte, wurde er kurzzeitig für tot erklärt: Hashim Thaci, Vertreter der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK, Chef des Verhandlungsteams der Kosovo-Albaner bei den Friedensgesprächen in Rambouillet und neuer Star der kosovo-albanischen Politszene.

Bis zu seinem Auftritt in Rambouillet war Thaci gänzlich unbekannt. Der 29jährige wurde in der Region Drenica geboren. In den Jahren 1989 bis 1991, als sich im Kosovo friedliche Proteste gegen die von Belgrad verfügte Aufhebung der Autonomie mehrten, war Thaci in verschiedenen Studentenorganisationen aktiv. Kurz darauf ging er in den Untergrund, um sich der 1993 gegründete UÇK anzuschließen.

Mitte der 90er Jahre floh Thaci in die Schweiz, wo er sich in einer militanten Exilantengruppe engagierte und ein Postgraduiertenstudium in Politikwissenschaften abschloß. Wieder in das Kosovo zurückgekehrt, erhielt er im vergangegen Jahr den Auftrag, die UÇK zu reorganisieren. Bei den Offensiven der serbischen Armee und serbischer Polizeikräfte im Sommer hatte sie erhebliche Verluste erlitten.

Thaci, der für die Serben „ein gemeingefährlicher Terrorist“ ist und in China und Rußland wegen „zweifachen Polizistenmordes“ auf der Fahndungsliste steht, gilt als Hardliner. Daß er, je nach Lage der Dinge, auch pragmatisch agieren kann, zeigte sich, als Thaci die Forderung des politischen Vertreters der UÇK, Adem Demaci, die Friedensgespräche von Rambouillet zu boykottieren, ignorierte. Nach langem Zögern und dem ergebnislosen Verstreichen mehrerer Ultimaten rang sich die kosovo-albanische Delegation unter Thacis Führung dann doch noch dazu durch, das Abkommen zu unterzeichnen. Doch der Krieg um das Kosovo wurde damit nicht verhindert.

Am 24. März begann die Nato mit ihren Bombardements. Kurz zuvor hatte Thaci seine Landsleute noch dazu aufgerufen, Einigkeit zu zeigen, nicht in Panik zu verfallen und trotz möglicher Angriffe nicht aus dem Kosovo zu fliehen. Doch dieser Appell blieb unbefolgt. Barbara Oertel