Flüchtlingscamps überfüllt

■ Deutschland ist nur im äußersten Notfall zur Aufnahme weiterer Kosovaren bereit

Skopje/Rom (AFP/dpa/AP) – Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat bei den makedonischen Behörden die Errichtung von weiteren Auffanglagern für die Kosovo-Flüchtlinge beantragt. „Die Lager sind hoffnungslos überlastet, wir benötigen mindestens drei weitere Camps für 30.000 Menschen“, sagte eine UNHCR-Sprecherin. In Makedonien seien am Wochenende 4.000 neue Kosovaren eingetroffen.

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen rechnet auch mit einer neuen Flüchtlingswelle nach Albanien. Augenzeugen hätten von rund 50.000 Menschen berichtet, die zur Zeit im Süden des Kosovo umherirrten, sagte ein UNHCR-Vertreter. Sie könnten noch in den kommenden Tagen die Grenze erreichen. Nach zweiwöchiger Pause kamen auch wieder Kosovaren über Montenegro nach Albanien.

Derweil baten die Handelsminister von Albanien, Makedonien, Griechenland, der Türkei, Rumänien, Bulgarien, Slowenien und Kroatien die westlichen Industrieländer um Unterstützung. Der Krieg zerrütte zunehmend ihre Wirtschaften.

Deutschland ist trotz der ablehnenden Haltung der Innenminister von Bund und Ländern grundsätzlich zur Aufnahme weiterer Kosovo-Flüchtlinge bereit. Wenn die Zustände in den Auffanglagern auf dem Balkan „völlig untragbar“ würden, werde die Bundesrepublik weitere Vertriebene aufnehmen, sagte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Cornelie Sonntag-Wolgast, im Deutschlandradio.

Bereits in Deutschland anerkannte Asylbewerber, die zum Kampf in den Kosovo ausgereist sind, dürfen wieder einreisen. Nach Auskunft des bayerischen Innenministeriums verlieren sie durch die Teilnahme am Kampf der albanischen Befreiungsarmee UÇK nicht ihr Aufenthaltsrecht. Sonntag-Wolgast lehnte einen formellen Abschiebestopp für Kosovo-Albaner aus Deutschland ab.