Von Welpen und Talentsuchern

■ Theater und Leben, Üben und Ernstfall: Mitte Mai legen zum siebten Mal die „Jungen Hunde“ auf Kampnagel los

„Junge Hunde“, die Siebte. Traditionell traf man sich gestern wieder, um gespannt zu lauschen, was die Creme des deutschen Theaternachwuchses zu bieten hat. Im neu errichteten Foyer herrscht angenehme Aufregung, alle freuen sich, daß es endlich wieder soweit ist. Mit den „Jungen Hunden“ kehrt Leichtigkeit in die Theaterhallen, das Festival bildet den Abschluß der Saison.

Res Bosshart, künstlerischer Leiter von Kampnagel, eröffnet die Konferenz, begleitet von den Dramaturgen Sabine Gehm und Henning Fülle. Nicht ohne Stolz blickt man zurück auf ein Festival, das mittlerweile zu den wichtigsten Adressen für einen deutschen Nachwuchs der Freien Szene zählt. Was allerdings 1999 als „Freie Szene“ definiert wird und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert hat, erklärt Bosshart in einleitenden Sätzen. Freies Theater sei längst kein Zusammenschluß alternativer Gruppen oder aussteigender Stadttheatermacher mehr, sondern eine neue Generation akademisch ausgebildeter Regisseure, Dramaturgen und Theoretiker, die ihr Handwerk an renommierten Theaterfachbereichen der Universitäten Hamburg, Hildesheim, Gießen und Berlin erlernten. Und wenn Bosshart, jemand, der hart für die Existenzberechtigung einer frei existierenden Theaterlandschaft kämpfte, etwas selbstgefällig vom großen Interesse einiger Stadttheater-Intendanten berichtet, die wie „Head Hunters“ die „Jungen Hunde“ durchforsten, um neue Talente einzukaufen – darunter etwa Stefan Pucher –, klingt das beinahe etwas zynisch. Oder aber resigniert, denn die Budgetkürzungen, die viele junge Künstler dazu zwingen, die staatlich subventionierten Häuser zu nutzen, um überhaupt existieren zu können, machen den einen oder anderen nun mal kompromißbereit.

140.000 Mark, stöhnt Sabine Gehm, ständen ihnen nur zur Verfügung, und das nicht nur zum Produzieren, sondern auch zum präsentieren. Dennoch scheinen die Welpen unbekümmert, dabeisein ist alles, und sie wurden schließlich auserwählt, ihre neuen Ideen zu präsentieren, obwohl von den Produktionskosten nicht einmal eine Gage ausgezahlt werden kann.

Ob der harte Kampf ums Überleben die Risikobereitschaft fördert, sich standhaft zu einer freien, experimentierfreudigen Arbeit zu bekennen, wird sich vom 15. Mai bis zum 5. Juni zeigen. Denn ein Themenschwerpunkt, so Henning Fülle, werde diesmal besonders deutlich. „Real Life“ nennt es der Dramaturg und verweist auf die biographischen Inhalte, die sich bei allen Stücken wiederfänden. Die Schwelle zwischen Theater und Leben, Üben und Ernstfall und die Frage nach der eigenen künstlerischen Verantwortung soll hier verhandelt werden. Man kann gespannt sein.

Claude Jansen

Infos und Tickets unter Tel.: 27 09 49 Tel.: 49