Tschernobyl-Virus kam nur vereinzelt

■ Computervirus ist auf den AKW-Jahrestag geeicht und zerstört die Daten der Festplatte. Doch die waren nach „Melissa“ gewappnet

Berlin (taz) - Der Computervirus „Tschernobyl“ hat tatsächlich am 26. April auf einigen Festplatten zugeschlagen. Mikko Hypponen von der finnischen Sicherheitsfirma Data Fellows berichtete gestern von Schäden in Asien und einigen Ländern Europas. Auch in den USA wurden einige Dutzend PCs infiziert. Der Virus mag selten auftreten, ist aber sehr ärgerlich: Er versucht die Festplatte zu löschen und kann so alle gespeicherten Daten vernichten.

„Tschernobyl“ ist eine Abart des CIH-Virus, der wohl ursprünglich aus Taiwan stammt. Er schlägt am 26. jeden Monats zu. Am 26. April 1986 explodierte das AKW Tschernobyl in der Ukraine.

Christoph Fischer vom Computer-Notfall-Team der Uni Karlsruhe sind bis gestern keine Fälle von „Tschernobyl“-Infektion bekann geworden. „Mit der ,Melissa‘-Epidemie von neulich haben die Leute ihre Virenprogramme massiv upgedatet. Weil CIH ein relativ alter Virus ist, wird er von den Suchprogrammen erkannt“, meint Fischer, im Nebenberuf auch Geschäftsführer der BFK Consulting und damit Anti-Hacker-Berater für Großunternehmen.

Der Virus „Melissa“ hatte vor einigen Wochen für Schlagzeilen gesorgt, weil er sich massenweise über E-Mails verbreitet hatte. „Melissa“ verstopft jedoch höchstens die Leitungen, richtet aber keinen direkten Schaden auf der Festplatte an. rem