Der Direktor auf der Statue

Champagner für 10.000 und ein „Tag des Bieres“: Kiel und Flensburg rüsten sich für das Finale der Handball-Meisterschaft  ■ Von Matthias Anbuhl

Zugegeben – die Gegner kommen nicht aus so namhaften Städten wie Madrid, Mailand oder Barcelona. Stattdessen geht es nach Dutenhofen, Dormagen und Gummersbach. Aber dem gemeinen Kieler oder Flensburger Handball-Fan ist das egal – genauso wie die Tatsache, daß sich jenseits der Provinz kaum einer für die Sportart interessiert. Wenigstens einmal im Jahr dürfen die Fans im hohen Norden große Sportwelt spielen – mit allem, was dazugehört: Allein fünfmal in den vergangenen sechs Jahren nutzten die Landeshauptstädter den Gewinn der Deutschen Handballmeisterschaft, um sich unter dem Absingen schmutziger Lieder auf dem Rathausmarkt ordentlich volllaufen zu lassen. Auch die Flensburger nahmen schon diverse Siege auf europäischer Ebene als Anlaß für eine „zünftigen Fete“.

Wie in jedem Jahr machen die Ballwerfer vom THW Kiel und ihre landeseigene Konkurrenz der SG Flensburg-Handewitt die Meisterschaft am Sonntag unter sich aus. Nur ein Punkt trennt beide Nordklubs vor dem entscheidenen Spieltag am Wochenende, nachdem der THW am Mittwoch in Nettelstedt mit 28:23 gewonnen hat und die Flensburger vor eigenem Publikum Wuppertal mit 29:26 niederrangen.

Und während sich die Spieler im Schweiße ihres Angesichts für die finalen Begegnungen trimmen, laufen auch in der Bevölkerung die Vorbereitungen für den geselligen Abend im Stadtzentrum bereits auf Hochtouren. Gefeiert wird unabhängig vom Ergebnis. Besonders findig präsentieren sich diesmal die Flensburger. Sie verlegten eigens für die Handballmeisterschaft ihren jährlichen „Tag des Bieres“ um zwei Wochen, damit auch genug Gerstensaft zur großen Abschlußfeier auf dem örtlichen Südermarkt fließen kann.

Dabei zeigen zuweilen nicht nur die Flensburger Spieler sportliche Höchstleistungen: Nach dem Finalsieg im City-Cup bei Ciudad Real in Spanien Anfang April erklomm SG-Präsident und Sparkassendirektor Frerich Eilts im heiteren Freudentaumel die dortige Don-Quichotte-Statue – zur begrenzten Freude der Einheimischen.

Kiel praktiziert das schnelle Schlucken in der Kategorie „Champagner“. Für über 10.000 Zuschauer soll nach Spielende auf dem Rathausmarkt ausgeschenkt werden. „Die Mannschaft und die Fans haben es verdient, nach einer langen Saison Deutscher Meister zu werden“, erklärte Manager Uwe Schwenker nach dem Sieg seiner Mannschaft in Nettelstedt. Auch Wolfgang Schwenke sieht die Meisterschaft schon sicher in Kieler Händen. „Ich glaube, jetzt lassen wir wirklich nichts mehr anbrennen“, droht der Rückraumspieler: „Wir werden auf jeden Fall gewinnen und kräftig feiern.“ Na dann Prost.