Mehr als Erdbeerschokoladevanillenuß

■ Einblick: Das Eiscafé „Naschwerk“ läßt sich auch hinter den Tresen gucken

Sie ist gerade mal 20, er 21 Jahre alt. Die Inhaberin des Eiscafés „Naschwerk“ in St. Georg, Jennifer Schell, und ihr Eismacher, Julian Bock, kommen aus demselben Abi-Jahrgang und sind von der Schule mitten hineingesprungen ins selbständige Eisgeschäft. Zwar öffneten sie ihr Lokal bereits im Februar, also mitten im Winter, doch das satte Sonnengelb an den Wänden verführt selbst bei Minustemperaturen zum Eiskonsum.

In den langgestreckten Räumen in der Langen Reihe 47 setzt sich eine bereits 50jährige Tradition fort – sogar Hans Albers habe hier schon Eis gegessen, beteuern Jennifer und Julian. Die schlichte Erdbeerschokoladebananevanillenuß-Kombination der 50er Jahre haben die beiden allerdings erheblich erweitert. „Joghurt-Sauerkirsch“ steht auf der Karte oder „Gebrannte Mandeln“, die Kleineren fahren auf den „Pippi-Langstrumpf-Becher“ mit dem Smarties-Gesicht und den roten Erdbeerschnüren an beiden Seiten ab.

„Man muß gucken, was die Leute mögen und einfach verschiedene Sachen ausprobieren“, meint Julian, der Selfmade-„Eiskoch“, und lädt zur Besichtigung der Naschwerk-Eisküche. Da steht der „Pasteurisierer“, in dem der sogenannte Grundsud täglich frisch aus Vollmilch, Eigelb und Zucker aufgekocht und wieder abgekühlt wird. Die großen Edelstahleimer, in denen die Zutaten angemischt werden, und die Eismaschine müssen zunächst desinfiziert werden. „Das viele Putzen ist der unangenehme Teil der Arbeit“, seufzt Julian. Aber es hilft nichts. „Das Eis muß nicht nur schmecken und gut aussehen, es muß auch sauber sein!“

Während im Ofen die Mandelsplitter schon appetitlich duften, schmilzt auf dem Herd die Schokoladenpaste im Wasserbad. Organisation ist alles, wenn täglich 19 Eissorten – demnächst 24 – entstehen sollen. Julian hat den Bogen mittlerweile raus. „Das Eismachen selbst ist eigentlich ganz einfach. Man muß nur versuchen, an den Rezepten zu feilen“, sagt er und verrührt den abgezapften Sud, Vanille-Extrakt und Bourbon-Pulver mit einem riesigen Schneebesen per Hand. „Einige Betriebe schäumen ihr Eis künstlich mit Luft auf, damit es schön cremig wird. So was machen wir nicht“, erklärt Julian. Er greift möglichst wenig auf die vorgefertigten Eispasten zurück und reichert lieber mit mehr frischen Früchten an.

Gerade ist die sämige Flüssigkeit in der Trommel der Eismaschine verschwunden, da kommt unangemeldet Helmut Reuter vom Ordnungsamt vorbei. Kontrolle muß sein. Doch der Mann ist zufrieden. „Das ist ein schöner Laden hier“, lobt er väterlich. Jennifer Schell und Julian Bock atmen aus. Alles läuft gut. Doch der Erfolg kostet die beiden elf Stunden Arbeit an sieben Tagen die Woche. „Das machen wir jetzt erst mal ein paar Jahre“, nicken sich die beiden optimistisch zu. „Und danach mal sehen.“

Christiane Tursi