Eid und sonst keiner

■ Lübeck: Staatsanwalt will Ermittlungen gegen Grevesmühlener einstellen

Die Ermittlungsakte Grevesmühlen wird wohl endgültig geschlossen. Drei Jahre nach dem Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in der Lübecker Hafenstraße, bei dem zehn Menschen starben und 38 schwer verletzt wurden, deutete der Kieler Generalstaatsanwalt Erhard Rex gestern an, daß die Ermittlungen gegen die vier rechtsextremen Männer aus der mecklenburgischen Kleinstadt vermutlich eingestellt werden. Für die Staatsanwaltschaft bleibt damit allein der ehemalige Hausbewohner Safwan Eid tatverdächtig, gegen den vermutlich ab August erneut der Prozeß eröffnet wird.

Während sich die Anklage gegen den Libanesen Eid allein darauf stützt, daß ein Sanitäter damals im Trubel der Rettungsarbeiten von ihm den Satz „wir warn–s“ gehört haben will, hatten einzelne der Grevesmühlener die Tat immer wieder gestanden. Dennoch hielt die Lübecker Staatsanwaltschaft die Spur zu ihnen schon wenige Tage nach dem Brandanschlag für „abgearbeitet“. Voriges Jahr mußten die Ermittler sie dann doch wieder aufnehmen. Da nämlich gestand Maik W. zunächst gegenüber einem Journalisten, anschließend sogar gegenüber dem Lübecker Staatsanwalt Michael Böckenhauer, das tödliche Feuer gelegt zu haben. Als der drei Tage später mit seinem Abteilungsleiter Klaus-Dieter Schultz zu einer weiteren Vernehmung anreiste, nahm Maik W. die Selbstbezichtigung jedoch wieder zurück. Woraufhin Schultz umgehend ankündigte, er sehe in dem Fall „keine Wende“.

Auch Generalstaatsanwalt Rex befand gestern: „Dieses Verfahren hat nicht die Brisanz, die ihm beigemessen worden ist.“ Endgültig entschieden sei darüber noch nicht. „Es spricht vieles für die Einstellung“, beließ es auch sein Sprecher Henning Lorenzen gegenüber der taz bei Andeutungen. Auch Schultz, der die Ermittlungen von Lübeck aus leitete, verweigerte jegliche Stellungnahme: „Wir haben lediglich dem Generalstaatsanwalt und dem Innenminister mitgeteilt, wie wir die Ermittlungen abzuschließen beabsichtigen.“ Endgültig entschieden wird voraussichtlich kommende Woche.

Die Grevesmühlener waren in der Tatnacht am brennenden Haus angetroffen worden. Sie hatten Sengspuren im Gesicht und an den Haaren. Elke Spanner