Weniger Autos in der Innenstadt

Baubehörde schlägt Verlauf für Hafenquerspange vor und hofft, daß täglich 32.000 Wagen weniger durch Hamburg fahren  ■ Von Gernot Knödler

Wer in Ottensen wohnt und unbedingt mit dem Auto nach Berlin möchte, kann sich den nervenzermürbenden Weg durch die Stadt möglicherweise in absehbarer Zeit sparen. Denn die lange diskutierte West-Ost-Verbindung zwischen der A7 und der A1 ist ihrem Bau ein Stück nähergerückt: Die Baubehörde hat sich jetzt für die nördlichste von vier Varianten einer Trasse durch den Hafen – „Hafenquerspange“ genannt – entschieden.

Das Hauptproblem sei noch die Finanzierung, so Bausenator Eugen Wagner (SPD). Die Hafenquerspange ist Teil des Bundesverkehrswegeplans, und über dessen finanzielle Ausstattung wird alle fünf Jahre neu entschieden. „Meine Hoffnung ist: Dadurch, daß ich gründlich plane, habe ich die größte Chance, bei dieser ,Fünf-Jahres-Verlosung' zum Zuge zu kommen.“

Und so soll die künftige Autobahn 252 als „Nordtrasse“ aussehen: Durch den Hafen würde eine gewaltige Brücke gebaut, die nördlich parallel und in gleicher Höhe zur Köhlbrandbrücke geführt würde. In einem Bogen über dem Roßdamm und dem Veddeler Damm umginge sie Wilhelmsburg, bis sie auf den heute schon existierenden Stummel der A 252 an der Anschlußstelle Georgswerder träfe.

Nach Angaben Volkhard Schmidts von der Baubehörde, spricht unter den vier zwischen der Norderelbe und Harburg möglichen Varianten alles für diese Nordtrasse. Bei derzeit prognostizierten Baukosten von 850 Millionen Mark sei sie mindestens 50 Millionen Mark billiger als die anderen Routen. Sie komme Wohnhäusern lediglich im Norden Wilhelmsburgs auf 6- bis 800 Meter nahe und sei umweltfreundlich: „Ökologische Wertigkeiten sind relativ wenig betroffen, da die Nordtrasse überwiegend im Hafen verläuft“, so die Behörde.

Stadtgestalterische Probleme würden auf weiter Strecke dadurch vermieden, daß die neue Brücke die Köhlbrandbrücke bloß verdoppelt. Und schließlich bringe die Nordtrasse die größte Verkehrsentlastung für die Innenstadt. Mit ihr würden täglich nördlich der Elbe 32.000 Autos weniger quer durch die Stadt fahren – allein 7000 weniger auf der Ost-West-Straße, die zur Zeit rund 60.000 Autos am Tag verkraften muß. 15- bis 20.000 Autos weniger wären es in Harburg.

Als nächstes sollen die anderen Behörden dem Vorschlag grünes Licht geben, ebenso die Träger öffentlicher Belange, etwa Strom- und Wasserversorger. Mitte 2000 könnte der Bundesverkehrsminister die Trasse dann festschreiben. Obwohl das Projekt im Bundesverkehrswegeplan seit Anfang der 90er Jahre höchste Priorität genießt, ist aber offen, wann der Bund dafür Geld lockermachen wird, zumal Hamburg mit der vierten Elbtunnelröhre und der Flughafen-S-Bahn bereits gut bedient wird.