■ Urdrüs wahre Kolumne
: Liebesgrüße von Rio

Wie es kommen kann, wenn Joschkas Marathoni mit Rudis Resterampe ins Manöver ziehen, belegt diese Schlagzeile aus der „Goslarschen Zeitung“ über eine Gerichtsverhand-lung wegen fahrlässiger Tötung auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne: „Pappkamerad war tödlich getroffener Rekrut“. Auch dies ein Beitrag zur vorlauter werdenden Friedensbewegung! Ein weiterer wird heute im Awas-Keller von Meister Propper unter dem Titel „Trinken für den Frieden“ zelebriert. Daß dafür ausgerechnet Obstgeist angeboten wird, zeugt vom Bemühen der Initiatoren aus dem ostertorschen Souterrain, auch den sozialdemokratischen Koschnick-Flügel einzubeziehen.

Nun darf Harald G. Brandt also wieder vor die Radio Bremen-Mikrofone treten, und Hermann Vinke muß zur Kenntnis nehmen, daß journalistische Freiheit mehr ist als die Wahl zwischen Mocca und Cappuccino in einer anerkannt mittelmäßigen Betriebskantine. Weil aber ein bißchen Strafe sein muß für derlei Hörfunk-Chef-Allüren, vermisse ich die ar-beitsgerichtliche Auflage, daß olle Hermann zur Erheiterung des Publikums den Fall selbst in freier Rede über den Sender bringen muß. So preiswert könnte Comedy sein!

Nach dem Debakel im Weser-Stadion beim Spiel gegen Schottland wird in den Haake-Beck-Stuben Bremens in engagierten Analysen stunden- und bierelang Ursachenforschung betrieben, wo doch die Fakten auf der Hand liegen: Der Fußballgott hat sich von Bremen abgewandt, weil an der einstigen roten Kaderschmiede der wissenschaftliche Folterknecht Kreiter sich systematisch an Affen vergeht, die ja nun in der Hierarchie der Gott-Ebenbildlichkeit ziemlich hoch angesiedelt sind. Die Damen und Herren vom Kommando Rote Rübe der Animal Liberation Front bitte ich inständig, sich bei ihrer Informationskampagne nicht erwischen zu lassen, da meine diesbezügliche Spende für die Prozeßkosten bereits für die nächste Aktion des Pflastermalers Gerold Janssen reserviert ist. Ansonsten bitte weiter so!

Wie das? Da erscheint doch jetzt eine Briefmarke mit dem Abbild des unbestreitbar häßlichen Gebäudes der Bremischen Bürgerschaft und es wird nicht einmal der Versuch gemacht, das neue Postwertzeichen durch ein kleines Kopfbild des langjährigen Bürgerschaftspräsidenten Dr. Dieter Klink aufzuwerten: Dies nenne ich einen Akt des groben Undanks gegenüber dieser einzigartigen Persönlichkeit, deren natürliche Würde mich schon vor Jahr und Tag veranlaßte, ihn mit dem Titel „Kleiner König Kalle Wirsch“ auszuzeichnen.

Und als der Krieg schon im ersten Lenz / keine Aussicht auf Frieden bot / zog der Soldat seine Konsequenz / und starb den Heldentod / Holladihiha, holladiho / Die Witwen sind lustig / Die Bestatter sind froh / (Lied, bei Frostwetter im Mai hinter dem Ofen zu singen und dabei den armen schwarzen Kater Bertold zu kraulen).

Wir befinden uns auf einem Spielplatz und hören das herzzerreißende Weinen eines Fünfjährigen, um den herum lauter Fiesmoppels vom Typ „künftige Wehrmachtangehörige“ stehen. Die Finsterlinge von vielleicht sieben oder acht Jahren versuchen, den Lütten im öffentlichen Ansehen durch den hämischen Sprechgesang „Niklas hat eine Verliebte“ herabzusetzen. Der derart Beschuldigte versucht, sich durch heftiges Leugnen des vorgeblichen Sachverhalts aus der Situation zu befreien. Doch wird der Pöbel in seiner Behauptung nunmehr dadurch bestätigt, daß jetzt ein kleines blondes Mädchen die Schaukel verläßt, ihn an der Hand faßt und schlicht aber bestimmt erklärt: „Niklas, wir gehen!“ Aus dem Himmel singt dazu Rio Reiser: „Halt dich an deiner Liebe fest“ – ob solche zarten Bande in dieser Zeit noch eine Chance zum Wachsen haben, da die Banken mit dem grünen Band der Sympathie via Einrichtungsdarlehen junge Paare erdrosseln?

Heraus zum 1. Mai! Tod dem Faschismus! Friede den Hüften! Uta Ranke-Heinemann & Dagmar Schipanski for President! Kein Bündnis für Arbeit! Krieg dem Krieg! Eßt Bratwurst! Trinkt Bier! Und folgt den Parolen zum internationalen Kampftag der Arbeiterklasse von

Ulrich „Redsox“ Reineking

P.S.: Dieser Twge jähren sich die „Vorfälle von Tschernobyl“. Dazu findet sich beim gelegentlichen Bibellesen in der Offenbarung des Johannes (Kapitel 8, Vers 10) die Prophezeiung: „Und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme ... Und der Name des Sterns heißt Wermut ... Und viele Menschen starben von den Wassern, denn sie waren bitter geworden.“ Jetzt mußt du Schlaumeier nur noch wissen, daß Wermut auf altrussisch Tschernobyl heißt. Und nun, Herr Atheist?!