Veraltet, verbraucht, verschleppt

■ Nach zweieinhalb Jahren immer noch keine Freizeitheim-Reform / Grüne: „Niederschmetternde“ Arbeit des Jugendressorts

Sie haben zum Teil nicht mal Computer, Inneneinrichtungen sind immer noch „verbraucht“, die Mitarbeiterschaft hoffnungslos überaltet: In den 19 städtischen Jugendfreizeitheimen sieht die Zukunft überwiegend unverändert düster aus. Ein solch schlechtes Ergebnis stellte Jugendsenatorin Tine Wischer (SPD) jetzt sich selbst aus – in einem Bericht zur Bremer Freizeitheim-Entwicklung, der eigentlich zukunftsträchtige Reformschritte beinhalten sollte.

Das jedenfalls hatten vor satten zweieinhalb Jahren parteiübergreifend alle Bürgerschaftsfraktionen vom Jugendressort gefordert. Die Freizis aus den 70er Jahren entsprächen nicht mehr heutigen Standards. „Bürokratische Hürden“ verhinderten, daß Jugendliche und MitarbeiterInnen ,ihr' Haus selbst gestalten und auch mehr „wirtschaftliche Eigenverantwortung übernehmen können“, lautete ihre gemeinsame Manöverkritik. Die daraus resultierende Forderung: Bis zum 1. April 1997 sollte Jugendsenatorin Wischer ein neues Freizeitheim-Konzept aus dem Hut zaubern.

Doch daraus wurde nicht viel, kritisieren jetzt Freizeitheim-LeiterInnen und die grüne Jugendpolitikerin Maria Spieker. Sie hatten damals federführend Reformen wie z.B. im fernen Castrop-Rauxel verlangt. Dort wurden die sieben Freizis dank einem modernisierungsfreudigen Stadtdirektor zu sogenannten „optimierten Regiebetrieben“ umgewandelt – mit eigener Bewirtschaftung und Sorgen. Jedes Jahr schließt eine AG aus Freizi-LeiterInnen, Politik und Verwaltung einen Kontrakt über das Budget ab. Diese finanzielle Bestandsgarantie führte prompt zum Sanierungsschub: Jugendcafés sind jetzt z.B. Standards in allen Häusern.

„Hier bewegt sich dagegen gar nichts“, klagt ein Bremer Freizeitheim-Leiter. Tatsächlich sucht man im vorgelegten Bericht vergeblich nach zukunfsträchtigen Bewirtschaftungs-Modellen. Der Hemmschuh laut Bericht: Nach dem bekannten McKinsey-Gutachten sollen städtische Gebäude künftig zentral bewirtschaftet und verwaltet werden. „Bedeutsame Struktur- und Kompetenzfragen der Bewirtschaftung“ konnten deshalb „nicht ausreichend geklärt werden“, lautet das Fazit.

„Niederschmetternd“ findet die grüne Jugendpolitikerin Maria Spieker solch ein Ergebnis. „In zweieinhalb Jahren hätte wirklich mehr passieren können“. Trotz MkKinsey hätte man bereits Reformschritte angehen können – und z.B. erstmal die „unsinnige Geldverteilung“ beenden. Denn bislang bekämen alle Häuser pro Jahr die gleichen Mitteln verteilt – egal ob sie 800 oder 1.500 Quadratmeter vorweisen.

Auch eigene Anschaffungen seien nur bis zu einem bestimmten Betrag möglich: „Wir müssen selbst den Austausch einer kaputten Neonröhre bei der Verwaltung beantragen. Das dauert dann ewig“, klagt ein Leiter, „wir können das weder selbst reparieren noch eine eigene kostengünstige Firma zur Reparatur aussuchen“. Frustiert sei er deshalb über diese „Unbeweglichkeit“. Die meisten Freizeitheim-LeiterInnen würden sich mehr Flexibilität und Planungssicherheit bei ihrer Arbeit wünschen – und sich dafür auch entsprechend schulen lassen.

Aber darauf müssen Mitarbeiterschaft und Freizeitheim-BesucherInnen vorerst weiter warten. Denn die großkoalitionären JugendpolitikerInnen gaben der Jugendsenatorin gestern erstmal einen neuen Arbeitsauftrag mit auf den Weg: „Es fehlten einfach zukunftsweisende, innovative Ideen“, erklärte CDU-Frau Silke Striezel nach Kenntnisnahme des Berichts. Aus einer öffentlichen Debatte in der Bürgerschaft im Mai über den desaströsen Bericht wird deshalb nichts: „Das haben CDU und SPD mit dem neuen Auftrag verhindert. Ihnen ist offenbar peinlich, daß daraus so wenig geworden ist“, kritisierte gestern die grüne Jugendpolitikerin Maria Spieker.

Und so werden die Freizeitheime erstmal weiter mit Sparknuten, fehlender Technikausstattung und Pädagogen um die 40 leben müssen – „denn neue feste Budgets kosten ja erstmal auch Geld“, so das abschließende Fazit aus der Freizeitheim-Szene, „und das will offenbar im Jugendbereich keiner ausgeben“. kat