Schöne Scheiße im Schöneberger Drugstore

■ Bezirksamt hält Gelder für selbstverwaltetes Jugendprojekt zurück, weil man im Hausflur immer wieder durch Bier und Exkremente watet. Jugendliche: Wir waren es nicht

Das selbstverwaltetet Jugendprojekt Drugstore an der Potsdamer Straße manövriert sich ins Aus. Das Bezirksamt Schöneberg, hat die Fördermittel von zwei Monaten von insgesamt 3.500 Mark zurückgehalten. Trotz mehrfacher Gespräche mit den Betreibern des Drugstores, einem Treffpunkt, der seit über zwanzig Jahren besteht und vor allem von Punks besucht wird, sei das Treppenhaus immer wieder in einem derartig „widerlichen Zustand“, so die grüne Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Ziemer, daß sich das Amt gezwungen sah, das Geld für eine Reinigungsfirma auszugeben. Im Treppenhaus fänden sich Flaschen, Scherben, Bierdosen und Hundehaaufen, bestätigt auch die grüne Jugendstadträtin Ulrike Herpich-Behrens.

Der Vermieter, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), hat das Bezirksamt wegen des Zustandes im Treppenhaus mehrfach abgemahnt. „Ich bedaure, daß die Betreiber des Drugstores durch ihr unkooperatives Verhalten der BVG eine Steilvorlage zur Kündigung bieten“, sagte Bürgermeisterin Ziemer zur taz.

Johny, einer der Betreiber des Drugstores, wies jeden Vorwurf zurück. Der Hauptdreck käme durch das darunter gelegene Jugendcafé des PallasT. „Die haben uns den Müll auf unser Stockwerk gekippt.“ Das Drugstore habe nach Konzerten immer eine Grobreinigung vorgenommen.

Gleichwohl hat das Kehren mit dem Besen offensichtlich nicht ausgereicht. Wie Mitarbeiter des Bezirksamtes berichten, sei „der Boden immer wieder schwarz von Pisse und Bier“. Auch die eingesetzte Reinigungsfirma weigere sich mittlerweile, in dem Treppenhaus sauberzumachen. Die Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe, Barbara Mansfield, vermutet, daß die Exkremente im Treppenhaus nicht nur von Hunden, sondern auch von Menschen stammen. „Wer sonst kann in einer Höhe von 1,50 Meter an die Wand urinieren?“

Grundsätzlich setzt sich Stadträtin Herpich-Behrens jedoch dafür ein, das Drugstore zu erhalten. „In die Einrichtung, die von Jugendlichen aus ganz Berlin besucht wird, kommen Leute hin, die andere Einrichtungen nicht besuchen würden“, so Herpich-Behrens. Dort finde sich eine Struktur, in der sich die Jugendlichen untereinander stützten. Wenn die BVG dem Bezirksamt kündige, wäre allerdings aufgrund eines bestehenden Gesamtmietvertrages nicht nur das Drugstore selbst betroffen, sondern auch das ein Stockwerk tiefer angesiedelte PallasT, ein Projekt der Kinder- und Familienarbeit, und die Potse, wo sich ebenfalls Jugendliche treffen. Annette Rollmann