■ Walpurgisnacht und 1. Mai
: Feiern, Revolution etc.

Walpurgisnachmittag und -nacht ist heute: Einmal Weltzeituhr, immer Weltzeituhr. Um 16 Uhr heißt es wieder, mit Federballschlägern, Trillerpfeifen und anderem Freizeitzubehör sich dort einfinden. Wohin die Tanzveranstaltung vom Treffpunkt Alexanderplatz hinzieht, ist noch geheim. Sicher ist, daß Reclaim the Streets sich in gewohnt entspannter Manier öffentlichen Raum als Partyort aneignet. Ein Weltbürgerfest 1999 veranstalten DGB-Jugend und Die Falken im Schöneberger Jugendzentrum „Die Weiße Rose“. Ab 16 Uhr wird Streetball gespielt, um 19 Uhr diskutiert. „Integration statt Haß und Gewalt“ ist das Thema, zu dem u. a. die Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara John, und Georgios Tsapanos vom Bundesinnenministerium zu Wort kommen. Um 21 Uhr beginnt ein MultiKultiKonzert mit Bands wie Fata Morgana, MephistosRap und DJs. Ab Karl-Marx-Platz (U 7 Karl-Marx-Straße) demonstrieren um 18 Uhr Frauen, Lesben, Mädchen gegen Gewalt gegen Frauen, Lesben, Mädchen. Die dazugehörige Party steigt ab 20 Uhr im SO 36 mit DJanes Elvi und Almut.

1. Mai ist morgen: Ab 10 Uhr tanzt ein widerspenstiges und lebendiges Straßenfest auf dem Humanplatz, inklusive Kinderprogramm von 12 bis 15 Uhr. Musik bringen ab 14 Uhr Raggatacke und Mothers pride u. a. Leib und Seele werden von Essens- und Getränkeständen zusammengehalten. Gegen den Krieg wird am Mariannenplatz angefeiert. Von 14 bis 21 Uhr wird Kultur geboten, u. a. mit den Gruppen Yaam und Kreuzberger Musikalische Aktion. Es spricht der Kreuzberger Bürgermeister Franz Schulz (Grüne), die Kampagne gegen Wehrpflicht und andere. „Neues Handeln. Für unser Land“ schreibt sich der DGB dieses Jahr auf die Fahnen. Wenn die Demonstrationszüge der Gewerkschaften vor dem Roten Rathaus eintreffen, herrscht ab 11 Uhr 30 gewerkschaftliche Volksfeststimmung. Reden halten wird zu Beispiel Detlef Hensche, Vorsitzender der IG Medien. Die SPD ist mit Walter Momper dabei. Im Anschluß proklamiert die PDS „Frieden schaffen ohne Waffen!“ mit Christa Luft (MdB) und Petra Pau (MdB und PDS-Landesvorsitzende). Zu 500 Portionen Erbsensuppe aus der Gulaschkanone und 1.000 Litern Bier feiern Obdachlose vor der Volksbühne ab 12 Uhr ein Fest unter dem Motto „Draußen ohne Tür“. Auf einer Bühne werden Bands, darunter Shepherd Laments, The Ruffians und Freygang, aufspielen. Alle Überschüsse aus dem Verkauf der Getränke fließen in den Aufbau eines Selbsthilfetreffpunktes in der Schliemannstraße in Prenzlauer Berg. Um 13 Uhr demonstrieren stalinistisch-maoistische Gruppierungen ihren 1. Mai auf dem Oranienplatz. Aber weil es kein richtiges Leben im falschen gibt, ruft die Antifaschistische Aktion unter eben diesem Slogan zur revolutionären Demo auf. Linksradikal ins nächste Jahrtausend demonstrieren um 18 Uhr, Oranienplatz. küp