Jetzt rappelt's in der Kiste

■ Tuning & Styling (2): Zwei Koffer für hinten, viel Licht für vorne

Wie kommt der Koffer aufs Rad? Überhaupt nicht, hat bislang noch jeder anständige Reiseradler gesagt und sich statt dessen seine Radtaschen vollgestopft. Mit dem Nachteil, daß die korrekt gebügelte Anzughose zu Hause bleiben mußte. Die Firma Ortlieb will sich jetzt um den knitterfreien Transport eleganter Kleidungsstücke verdient machen – mit „Travel-Biker“, einem kofferähnlichen Behältnis mit einem Volumen von 28 Litern. Ausgestattet mit Tragegriff, Umhängegurt und unterteilten Innenfächern ist das schwarze Ding aus wasserdichtem Gewebe im Alltag womöglich noch nützlicher: als größere Aktentasche, die eine ganze Menge Papier vertragen kann. Im Preis von 199 Mark ist ein Gepäckträger-Adapter eingeschlossen, so daß „Travel-Biker“ quer und ohne Hilfe einer Federklappe befestigt werden kann.

Wer noch Schützenswerteres als einen Plisseerock zu transportieren hat, könnte auch am „Velo-Case“ seine Freude haben. Das ist ein Alu-Kofferpaar, bei dem jeder von außen einwirkende Knautschversuch zum Scheitern verurteilt ist. Die hübschen Blechbüchsen sind mit stabilem Handgriff und breitem Schultergurt versehen und dazu mit selbstarretierenden Haken. Werden sie damit am Gepäckträger befestigt, gibt's nichts mehr zu rütteln. Abends vor dem Zelt bieten sie sich als Sitzgelegenheit an, angeblich beträgt die maximale Belastung 100 Kilo. Leider faßt ein Behälter nur 19,5 Liter, und beide zusammen kosten an die 800 Mark. Das könnte ebenso verkaufshindernd sein wie so manches Argument des „Velo-Case“-Erfinders Rüdiger Gabriel selbst. Wer auf herkömmliche Radtaschen steht, wird von ihm schon mal als „Weichbeutelfetischist“ tituliert, wer hingegen seine harten Dinger liebt, ist anscheinend ein ganzer Kerl und vaterlandsliebend obendrein. Bestehe doch jeder seiner Koffer „aus neunzig Nietverbindungen, die eine nach der anderen in Handarbeit an deutschen Arbeitsplätzen eingebracht werden“. Und wahrscheinlich nur deshalb könne man darin „einzelne Eier, geöffnete Quark- oder Joghurtbecher“ transportieren. Mit Alu-Koffern sei man eben „täglich und überall aus dem Schneider“. Doch, das überzeugt.

Wer auch in lauer Sommernacht nicht im Dunkeln fahren möchte, ist mit Batterie- oder Akkuleuchten sicherlich ebenso gut bedient wie mit dynamobetriebenen. Eine breite Palette derartiger Produkte ist seit Jahren unter dem Label „Cat Eye“ auf dem Markt. Mit einer außerordentlich starken Lichtleistung überrascht jetzt der neue Halogen-Scheinwerfer HL-1600-G. Der Produzent meint: so hell wie 1.200 Kerzenlichter. Was auf die Schnelle indes nicht zu verifizieren ist. Die elegante, schwarze Lampe wird bestückt mit fünf Akku-Zellen (1,2 Volt), die ebenso wie das Ladegerät nicht im Lieferumfang enthalten sind. Dafür ist der Scheinwerfer (knapp 30 Mark) versehen mit integrierter Ladebuchse, so daß das Aufladen eine einfache Sache ist. Was aber sagt die StVZO dazu? Dynamolose Scheinwerfer sind nur erlaubt bei MTBs bis 13 Kilo und bei Rennrädern bis 11 Kilo. Doch welcher Verkehrspolizist hat schon eine Küchenwaage dabei? Die sind doch froh, wenn sie überhaupt auf einen Biker treffen, der sieht und gesehen wird.

Helmut Dachale