Unterm Strich

Maikäfer gibt's, aber keine Freibeuter mehr. Nach dem eben herausgekommenen Themenheft „Deutschland 49/99“ wird es keine weitere Ausgabe der im Berliner Wagenbach-Verlag erscheinenden Kulturzeitschrift Freibeuter geben. Zur Havarie des seit 1995 von ihm redigierten Heftes schreibt Bruno Preisendörfer, auch Autor dieser Zeitung, im Berliner Tagesspiegel: „Zwischen dem SchulschiffMerkur, dem Schweizer Luxusdampfer DU, dem SPD-nahen Linienschiff Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, der sage und schreibe 110 Jahre alten Fregatte Neue Rundschau und dem riesigen ContainerschiffLettre als Freibeuter zu kreuzen, hat Vergnügen gemacht. Die Piraten streichen fröhlich die Segel und gehen gelassen von Bord.“ Schön gesprochen. Wir trauern mit ehrlicher Anteilnahme. Darauf eine Buddel voll Rum.

Jetzt soll's werden. Der Bundestag wird sich voraussichtlich bereits am 7. Mai in einer Debatte über ein zentrales Holocaust-Mahnmal in Berlin befassen. In der vorletzten Juniwoche werde das Parlament endgültig über das Mahnmal abstimmen. Staatsminister Naumann erwartet, so heißt es, eine Mehrheit für seinen jüngsten Vorschlag: ein Stelenfeld des Architekten Peter Eisenman mit einem „Häuschen der Erinnerung“, wie es die FAZ kürzlich in nachvollziehbarer Despektierlichkeit nannte. Wir halten derlei Nachrichten bis auf weiteres unterm Strich, weil Umfragen in der Redaktion ergaben, daß niemand so recht der Aussicht auf Entscheidung trauen will.

Aussicht auf Aufmerksamkeit mittels Preis: Leni Riefenstahl (97) ist in München zum Ehrenmitglied im Kuratorium der Internationalen Gesellschaft zur Förderung junger Künstler „Bühnenreif“ ernannt worden. „Bühnenreif“ würdige damit „das herausragende und umfangreiche künstlerische Werk der oft umstrittenen Künstlerin“.