Krieg und Arbeit

■ Mai-Demo der Gewerkschaften gerät zur Veranstaltung gegen Nato-Angriff

Arbeit für alle – neues Handeln für unser Land“: Das Motto der ersten gewerkschaftlichen 1. Mai-Demonstration unter einer rot-grünen Bundesregierung sollte zukunftsorientiert sein. Doch aufgrund der deutschen Beteiligung am Nato-Angriffskrieg gegen Jugoslawien zeigten Hamburgs Gewerkschaften am Sonnabend Fingerspitzengefühl und ließen das Banner mit der Losung im Keller des DGB-Hauses. „Das hätte wegen des Kosovo-Krieges mißverstanden werden können“, erklärten sie.

Tatsächlich scherten sich die meisten der nur rund 5000 Demonstrierenden (1998 kamen 20.000) kaum um den „Tag der Arbeit“. Im Mittelpunkt der Abschlußkundgebung am Besenbinderhof standen Forderung nach einem Ende des Krieges (Foto). DGB-Chef Erhard Pumm und der DAG-Vorsitzende Uwe Grund setzten sich für ein Ende der Bombardements oder zumindest für eine 48stündige Feuerpause ein, „damit der Einstieg in den Ausstieg des Krieges möglich wird“, so Pumm.

Klassische gewerkschaftliche Themen gingen nahzu unter, obwohl sich erstmals gemeinsam die Repräsentanten der neuen Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft „Ver.di“ präsentierten, eines Zusammenschlusses von DAG, DPG, HBV, IG Medien und ÖTV. Die Notwendigkeit für die Fusion zur „Verd.di“ – benannt frei nach dem italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Verdi – zeige der Tarifkonflikt bei den Banken, wo durch das gemeinsame Vorgehen mit Streiks Druck auf die ArbeitegeberInnen ausgeübt werden konnte, sagte Uwe Grund. „Allein in Hamburg“, bilanzierte er, „hatten wir 10.000 Beschäftigte in ganztägigen Streiks“. Das wäre einer einzelnen Gewerkschaft vermutlich nicht gelungen. Magda Schneider