Spanischer Ölkonzern surft auf Fusionswelle

■ Repsol kauft argentinischen Ölkonzern und rückt unter die zehn größten Konzerne

Madrid (taz) – Repsol will hoch hinaus. Der spanische Energiekonzern hat am Freitag ein Kaufangebot an den argentinischen Öl- und Gasförderkonzern YPF gerichtet. Für 85,1 Prozent der Aktien bietet Repsol 2,08 Billionen Peseten (24,5 Milliarden Mark), 25,4 Prozent mehr als der aktuelle Börsenwert von YPF. Die Händler an der Börse in Buenos Aires waren dann am Freitag auch begeistert. Der YPF-Titel kletterte um 16 Prozent und zog die anderen Titel mit sich. Der argentinische Aktienindex Merval stieg um knapp 10 Prozent. Wenn der Deal gelingt, wäre Repsol mit 1,2 Milliarden Mark Gewinn weltweit das neuntgrößte Unternehmen im Geschäft mit Erdöl und Erdgas. Gemessen an der Fördermenge hätte Repsol sogar Platz acht der Weltrangliste erklommen. In Europa läge Repsol/YPF auf Platz sechs.

Für Repsol-Vorstandschef Alfredo Cortina würden sich die beiden Gesellschaften „hervorragend ergänzen.“ Während Repsol in erster Linie Raffinerien und in Spanien ein dichtes Tankstellennetz betreibt, ist YPF hauptsächlich in der Förderung und Exploration von Öl und Gas tätig. Die Argentinier verfügen über drei Milliarden Barrel Reserven, Repsol nur über eine Milliarde Barrel. YPF fördert die Hälfte des in Argentinien gefundenen Erdöls und -gases. Außerdem unterhält der Konzern Tochtergesellschaften samt Förderlizenzen in den USA, Indonesien, Rußland und in fast allen lateinamerikanischen Staaten. Die neue Gruppe würde täglich eine Million Barrel Rohöl fördern.

In den vergangenen Jahren hat Repsol Verträge mit nordafrikanischen Ländern abgeschlossen, um den Anteil an Eigenproduktion bei Öl und Gas zu steigern. Die Spanier sind vor allem in Algerien aktiv. 1996 schloß Repsol mit der dortigen Gesellschaft Sonatrach einKooperationsabkommen zur Erforschung neuer Erdgasvorkommen. In den nächsten 20 Jahren wollen die Spanier zwei Milliarden Mark dort investieren und sich die Gewinne mit Algerien teilen. Außerdem sind Repsol und Tochter Gas Natural an der Gaspipeline beteiligt, die die Sahara direkt an Europa anschließt.

Doch wie die meisten spanischen Konzerne schaut Repsol traditionell über den Atlantik. Neben den ersten 14,9 Prozent von YPF durch einen Kauf vor einem Jahr, besitzen die Spanier noch 56 Prozent des zweiten argentinischen Erdölunternehmen Astra. Bis zum Jahr 2002 will Repsol in Lateinamerika die Vermarktung von Erdgas und Erdölprodukten um 24 Prozent jährlich steigern. Die Übernahme der YPF und deren Vorkommen sind als Einstieg in diese ehrgeizigen Pläne gedacht. Reiner Wandler