Lafontaine: Stoppt die Nato-Bomben!

■ Früherer SPD-Chef kritisiert Luftangriffe

Berlin (taz) – Es war kein spektakulärer Auftritt, aber die Kritik am Kosovo-Krieg fiel deutlich aus: Der frühere SPD-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine forderte am Samstag auf einer Kundgebung des DGB zum 1. Mai in Saarbrücken ein sofortiges Ende der Nato-Luftangriffe auf Serbien. Die Nato sei mit ihrem Vorgehen in einer Sackgasse gelandet, sagte Lafontaine unter dem Beifall von 12.000 ZuhörerInnen. Er sprach sich dafür aus, daß die Regierungen der Nato-Staaten unter Einbeziehung der UNO und Rußlands an den Verhandlungstisch zurückkehren. Lafontaine übte allerdings keine direkte Kritik am Vorgehen der Bundesregierung, was von vielen GenossInnen vor seinem Auftritt befürchtet worden war.

Er wolle nicht darüber richten, ob im Vorfeld der Bombardierungen der Nato alles für eine friedliche Lösung des Konflikts im Kosovo getan worden sei, sagte Lafontaine. Die militärische Planung sei aber nicht durchdacht. Man dürfe in dem Konflikt auch nicht einseitig urteilen, sagte er. „Falsch ist, die Menschen in gute und böse Volksgruppen zu unterscheiden – so kann man nicht zum Frieden kommen.“ Auch die serbische Bevölkerung leide unter dem Krieg. „Immer mehr Unschuldige werden Opfer dieser Bombardements.“

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping hingegen verteidigte vor 1.000 ZuhörerInnen auf einer DBG- Veranstaltung in Ludwigshafen die Nato-Luftangriffe. Auch alle anderen 1.-Mai-Kundgebungen wurden von der Diskussion über den Kosovo-Krieg beherrscht.

Insgesamt nahmen an den Veranstaltungen bundesweit über 100.000 Menschen teil. J.K.

Berichte Seite 3, Kommentar Seite 11