Baustelle als Schule

■ Produktionsschule sucht neue Schüler. Morgen nimmt Cafeteria den Betrieb auf

Vor dem Büro des Schulleiters steht ein Klo im Weg. Kabelstrippen hängen von der Decke. Den Teppichboden zieren staubige Fußspuren. Florian drückt sich im Flur herum und wartet. Irgendwann wird schon jemand kommen und ihm sagen, was er tun soll. „Den muß man an die Hand nehmen“, sagt Thomas Johanssen und schickt den Jungen in die Schreinerei. Dort bauen zwei 16jährige Regale für die Café-Bar. Florian guckt zu und wartet. „Du kannst schon mal in der Kantine Tische decken“, meint der Schreiner. Der Junge schlurft davon und murmelt: „Tische decken, 'na toll.“

Florian ist einer von bisher sieben Schülern an Hamburgs erster Produktionsschule; Thomas Jonhanssen ist sein Schulleiter. Seit einem halben Jahr reißen die sieben Jungs Wände ein, streichen und lackieren, bauen Möbel und setzen ihre Schule in einem alten Gewerbehof in Bahrenfeld instand. Morgen sollen weitere 13 SchülerInnen hinzukommen. Im Sommer werden es dann 40 sein. Die Tischlerei und die Kantine „Satt eins“ sind schon eingerichtet. Ein EDV-Raum und eine Videowerkstatt sollen folgen. SchülerInnen ohne Schulabschluß erhalten hier die Möglichkeit, Lernen und Arbeiten miteinander zu verbinden. Morgens büffeln sie viermal pro Woche für den Hauptschulabschluß. Von 10 Uhr bis 15 Uhr wird dann gearbeitet.

Johanssen hat viel vor: von der Kücheneinrichtung bis zur Flipchart sei in der Tischlerei alles möglich. Die Caféteria soll Menschen aus umliegenden Betrieben anlocken und könnte um einen „radelnden Frühstücksservice“ erweitert werden. Die EDV-Abteilung soll einen Reise-Service für Jugendliche angebieten. Auf dem Kommunikationssektor schweben dem Schulleiter Videoproduktionen vor, er liebäugelt aber auch mit einem Call-Center für Kleinbetriebe. Karin Flothmann

Wer bei der Produktionsschule mitmachen will, muß sich ganz regulär bewerben. Nach Vorstellungsgespräch und vierwöchiger Probezeit wird zwischen SchülerIn und Schule ein Vertrag abgeschlossen, der monatlich 300 Mark Verdienst vorsieht. Freie Schulplätze gibt es noch im EDV-Sektor und in der Sparte Kommunikation. Interessierte wenden sich an die Produktionsschule Altona, Leverkusenstraße 13, Tel.: 85 17 707.