■ Pappplakate (Propagandaserie Teil 2)
: Jeckyll & Hyde im Wahlkampf

Warum das nicht schon längst geschehen ist, haben Sie sich vielleicht auch schon gefragt. Nun ist es passiert: Die Betreiberfirma des Musicals Jekyll & Hyde macht der PDS Beine, weil das Wahlplakat dem Design des Musical-Logos nachempfunden ist. Bis gestern sollte die PDS eine Unterlassungserklärung abgeben: Perschau & Scherf – Die Horrorshow in Bremen“ soll überklebt werden.

Vereinzelt sei es bereits zu Verwechslungen der beiden Werbungen gekommen, so die Rechtsanwälte von Jekyll & Hyde in München. Das ist zwar ein Beweis für die realitätsnähe der PDS-Wahlwerbung – aber nicht gerade ein Kompliment an die Bürgermeister Perschau und Scherf. Wie man auch zu ihnen stehen mag: Sieht Perschau aus wie Jekyll? Und Scherf wie Mr. Hyde? Irgendjemand hat wohl seine Brille nicht geputzt.

Bei Nichtbeachtung wird jetzt nach PDS-Angaben mit Schadensersatzforderungen von 15.000 Mark gedroht – pro geklebtem Plakat. Die Anwaltskosten von bisher 3.500 Mark soll die Partei übernehmen.

Bis zum Wochenende, so räumt PDSlerin Silke Lieder ein, wird nun versucht, die 600 geklebten Poster zu ersetzen. Ohnehin hängen die Pappen seit Mitte April, der Wechsel ist fällig. Schon bekommen die restlichen 200 Plakate Sammlerwert – bei der PDS versuchten gestern mehrere Menschen, noch eines der aufmüpfigen Designerplakate zu ergattern. Besonders dreist findet Lieder, daß bei einem Werbeetat von zehn Millionen Mark für das Musical nun versucht wird, die Anwaltskosten von 3.500 Mark der PDS „aus dem Kreuz zu leiern“. Mal ehrlich: No risk, no fun.

Der PDS-Landesvorsitzende Herbert Thomsen hat eine eigene Interpretation, warum die Jekylls und Hyder nun mit Gericht drohen: „Wenn wir bedenken, mit wieviel –zig Millionen Mark dieses Musical aus dem Investitions-Sonderprogramm von der Großen Koalition gefördert wurde, liegt die Vermutung ziemlich nahe, daß die Musical-Direktoren ihrem Mäzen einen Gefallen tuen.“

Die Rechtsanwälte indes ziehen sich auf das Patent- und Markenamt zurück. Unter der Nummer 398 411 86 war im November letzten Jahres alles gesichert und angemeldet worden, was für das neue Bremer Großprojekt visuell zu sichern war. cd/Foto: Michael Jungblut