„Ökokrieg: Jetzt!“

■ Hessische Landesgruppe der Grünen fordert von Hagener Sonderparteitag:

„Die Sicherungsringe der Handgranaten dürfen nach dem Ziehen nicht im Kampfgebiet belassen, sondern müssen nach Abschluß der Kampfhandlungen korrekt getrennt vom Restmüll dem gelben Sack zugeführt werden.“

Ein Witz? Nein, kein Witz, sondern eine ökologische Vorschrift, wie sie schon bald für alle auf dem Balkan operierenden Militärs gelten soll. Das verlangt zumindest eine grüne Landesgruppe aus dem nordhessischen Nußeck. Die dortigen Damen und Herren Grünschnäbel haben einen Antrag formuliert, der, unter dem Titel „Ökologische Kriegsführung: Jetzt!“, dem grünen Sonderparteitag in Hagen zur Abstimmung vorgelegt werden wird.

Je länger die Nato in Jugoslawien bombt, desto sonderlicher werden die Versuche einzelner Bündnisgrüner, ihr einstiges Image als pazifistische Spielverderber auszumerzen. Die kriegerischen Ökos aus Hessen-Nußeck geben sich da besonders viel Mühe: „Wir unterstützen die Balkan-Politik der Bundesregierung vorbehaltlos, sagen uneingeschränkt Ja zu den humanitären Maßnahmen der Nato und sind bereit, alle daraus resultierenden Folgen verantwortlich mitzutragen“, heißt es im Vorwort ihres Antrags.

Weiter schreiben dort die Antragsteller: „Auch von einer grünen Kriegspolitik wird erwartet, daß sie sich auf die ,grünen basics‘ besinnt.“ Deshalb möge der Bundesparteitag bitte beschließen, sich über ein einfaches „Ja“ zum humanitären Krieg hinaus „für eine moderne, d.h. ökologisch wie auch sozial verträgliche Kriegsführung“ einzusetzen. Ein solcher Beschluß entspräche grünen Grundüberzeugungen und würde zudem den allgemeinen Verdacht entkräften, die Partei rücke nach dem „schmerzhaften, aber unvermeidlichen Ausstieg aus dem Pazifismus“ nun auch von ihren sonstigen Inhalten „in den Bereichen Umwelt, Frauen, Verkehr, Energie und Mülltrennung“ ab.

In ihrem Antrag „Ökologische Kriegsführung: Jetzt!“ fordern die Grünen neben der ausschließlichen Verwendung von Mehrweg-Granaten, bleifreier Munition und FCKWfreien Raketentriebwerken auch, daß auf sämtliche Patronen ab sofort ein Pfand erhoben wird. Das soll bewirken, daß die leeren Geschoßhülsen von den Soldaten zwecks Zweitverwertung wieder eingelöst werden, ansonsten gibt's für sie kein Pfand zurück. Weiterhin verlangen die Ökos, daß künftig jedes Kampfgebiet als Tempo-30-Zone ausgewiesen wird – wegen Lärm-, aber auch Brutschutz für seltene Vogelarten. Aus demselben Grund wünschen sich die Antragsteller ein grundsätzliches Nachtflugverbot für alle Bomber und Marschflugkörper, besonders über Wohngebieten. Die Soldaten werden zudem angehalten, die Panzertüren stets leise zu schließen, die Panzermotoren nicht unnötig laufen zu lassen und bei längeren Gefechtspausen ganz auszuschalten. In diesem Zusammenhang soll auch die Entwicklung des 3-Liter-Panzers forciert werden. Alle Behelfs- und Pontonbrücken sind, geht's nach den Grünen, künftig nur noch mit Fahrradweg und Busspur zulässig.

Mit dem Vorschriftenkatalog der Grünen konfrontiert, äußerte sich ein Bundeswehr-Offizier der 2. Humanitären Schutzstaffel aus Uelzen eher reserviert: „Die haben, scheint's, komplett den Arsch offen, diese Grünen.“ Daß selbige Grünen für jedes Flüchtlingscamp auf dem Balkan eine Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte durchgesetzt haben wollen und für berufstätige Flüchtlinge bei Bedarf genügend Kitaplätze, fand der Offizier dagegen eher spaßig. Ebenso die Forderung nach einem sofortigen Ausstieg Jugoslawiens aus der Atomenergie, für deren Durchsetzung die nordhessischen Grünen notfalls auch die Nato-Luftstreitkräfte einbinden würden: „Falls die Jugoslawen ihre AKWs nicht freiwillig ausschalten, müssen sie ihnen eben ausgebombt werden.“ Denn: „Die Serben sollen endlich begreifen, daß sie den Balkan nur geliehen haben – und zwar von unseren Kindern.“ Von wem auch sonst?

Fritz Tietz