Krieg anderswo
: Der Ost-Timor-Konflikt

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 23

Ein neuer Akt im Drama Ost-Timors beginnt, wenn die Außenminister Indonesiens und Portugals heute in New York einen Autonomieplan für die umstrittene Inselhälfte unterzeichnen. Nach 24jähriger Herrschaft Jakartas über die portugiesische Ex-Kolonie könnte dies der erste Schritt in Richtung Unabhängigkeit sein.

Mit brutaler Härte hat Indonesiens Armee seit ihrer Invasion Ost-Timors 1975 versucht, den Widerstand der Bevölkerung zu brechen. Zuletzt kämpften mehrere hundert Rebellen gegen über 10.000 Besatzungssoldaten. 200.000 Menschen, knapp ein Drittel der Bevölkerung, kamen unter dem Terror der Armee um. Zwar erkannte die UNO die Annektion durch Indonesien 1976 nie an. Doch Jakarta brauchte sich vor der Verurteilung der Weltöffentlichkeit lange nicht zu fürchten: Im Kalten Krieg drückte der Westen beide Augen zu, weil er die antikommunistische Regierung Indonesiens nicht verärgern wollte. Die Blockfreien-Bewegung hatte für unterdrückte Minderheiten ihrer Mitglieder nichts übrig. Informationen gab es kaum: Ost-Timor war für Journalisten gesperrt.

Obwohl Indonesiens Präsident Ost-Timor die Unabhängigkeit versprochen hat, falls die Bevölkerung am 8. August den Autonomieplan ablehnt, ist ein Ende des Schreckens nicht in Sicht. Starke Kräfte in der Armee wollen Ost-Timors Unabhängigkeit mit allen Mitteln verhindern. Vom Militär ausgerüstete Milizen bereiten den Bürgerkrieg vor. Jutta Lietsch