Der Vorhang geht wieder auf im Metropol

■  Kultursenator will das Theater an Privatinvestor verkaufen, nachdem Tenor Kollo mit der Operette baden ging. Der neue Betreiber zahlt einen „symbolischen Preis“ und bekommt dafür die Immobilie plus 25 Millionen jährlich

Erneut hat Kultursenator Peter Radunski (CDU) einem Investor den Zuschlag für das Metropol-Theater erteilt. Der Bremer Musical-Betreiber Michael Arend soll das Haus für einen „symbolischen Preis“ kaufen, instandsetzen und betreiben. Für das künstlerische Konzept soll Christoph Hagel zuständig sein, bisher Leiter des Hans-von-Bülow-Kammerorchesters und durch populäre Opernproduktionen wie zuletzt die „Zauberflöte“ im Zelt hinter dem Tacheles bekannt geworden. Die Geschäfte wird Peter Sauerbaum führen, bisher in gleicher Funktion beim Berliner Ensemble.

Wenn Radunski im Senat grünes Licht bekommt, will er mit den Vertragsverhandlungen schnell beginnen und so eine Wiedereröffnung der seit zwei Jahren geschlossenen Operettenbühne am 31. Dezember dieses Jahres ermöglichen, teilte sein Sprecher Axel Wallrabenstein mit.

Im Juni 1997 mußte Tenor René Kollo, der das Haus ein knappes Jahr zuvor als private GmbH übernommen hatte, Konkurs anmelden. Eine bereits für 1998 geplante Wiedereröffnung scheiterte, weil sich der Stuttgarter Investor Dekra nach dem finanziellen Debakel des Baden-Badener Festspielhauses wieder auf sein Hauptgeschäft zurückzog, Autos auf ihre Fahrtüchtigkeit zu überprüfen.

Mit dem Konzept von Arend und Hagel glaubt Radunski jetzt ein Angebot gefunden zu haben, „das eine Lösung für die Immobilie bietet und zugleich das Theater mit neuem kulturellen Leben erfüllt“.

Der Landeszuschuß von 25 Millionen Mark jährlich, den zuletzt auch Kollo erhielt, soll unverändert bleiben. Unklar ist aber noch, woher Radunski das Geld nimmt: Schließlich hat er den Etat des geschlossenen Metropol-Theaters bis auf einen kleinen Rest auf andere Theater verteilt, um deren Defizite auszugleichen. Soll das Geld wieder in das Operettenhaus an der Friedrichstraße fließen, müßten sich die anderen Bühnen auf schmerzhafte Einschnitte gefaßt machen, obwohl sie teilweise neue Spielstätten eröffnen sollen. Im Raum steht auch noch die Forderung von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing, Radunski solle mit dem Geld die Mehrausgaben im Hochschulbereich ausgleichen.

Um mit dem vorgegebenen Etat anders als Kollo keinen Schiffbruch zu erleiden, wollen Arend und Hagel mit einer deutlich kleineren Mannschaft antreten. Statt der zuletzt 380 Beschäftigten will Arend nun „nicht mehr als 150 Mitarbeiter“ einstellen. Vor allem bei Bühnentechnik und Werkstätten lasse sich Personal einsparen. Besonders beim Aufbau des Orchesters will Arend auf Kräfte aus dem alten Metropol-Ensemble zurückgreifen. Die Kosten für die notwendige Instandsetzung der Technik veranschlagt der Investor auf zehn bis zwölf Millionen Mark, während die Kulturverwaltung von einem Investitionsbedarf zwischen 40 und 60 Millionen Mark ausgeht. Zweifeln an seiner Liquidität trat Arend, der trotz der Krise auf diesem Markt noch im Februar ein neues Musical-Haus in Bremen eröffnete, mit dem Hinweis auf eine 75prozentige Auslastung an der Weser entgegen. „Bei mehr als 50 Prozent verdienen wir Geld“, sagte Arend.

Nach den Vorstellungen des Senators sollen an der Friedrichstraße traditionelle Operetten und experimentelle Ansätze gleichermaßen zum Zuge kommen. Das Konzept, das Arend und Hagel bereits im vergangenen Jahr eingereicht hatten, sieht neben zwei neuen Stükken auch drei klassische Operetten pro Spielzeit vor. Außerdem hatte Hagel angekündigt, mit einer wöchentlichen „Soaperette“ den Fernsehserien Paroli bieten zu wollen. Ralph Bollmann