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■ Pampuchs TagebuchDie Kontaktpflege

Zu den Freuden eines Kolumnisten gehört die Leserpost. Durch die E-Mail-Adresse untendran hat sich die Leser-Blatt-Bindung dieser Seite erklecklich gesteigert. Das ist im Prinzip begrüßenswert, da mitunter nette Kontakte mit taz-LeserInnen in aller Welt entstehen. Meine exotischste Kontaktaufnahme in dieser Hinsicht ist ein amerikanischer Freund, der sich nach über zehn Jahren Abtauchens plötzlich aus Fort Lauderdale, Florida, wieder meldete, weil er mich in der Internetausgabe der taz aufgespürt hatte. Die Zeitung und das Internet verbinden – und ich bin froh darum.

Andererseits bedeutet die Pflege dieser Kontakte eine nicht unerhebliche Mehrarbeit. Doch so ist es nun einmal, wenn man seine elektronische Visitenkarte ungefragt herumzeigt.

Dabei gebe ich gerne zu, daß sich gelegentlich auch Kritisches in meinem AOL-Postkasten befindet. Dankbarer bin ich freilich jenen, die mir Anregungen und gelegentlich sogar kleine elektronische Geschenke zukommen lassen. Auch eher exotische Mails sind mir dabei Ehre und Verpflichtung. Schreibt mir doch da etwa der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, daß er Ende März die „Aktion Jawort“ gestartet hat, „um das Reformprojekt einer eingetragenen Lebenspartnerschaft für Schwule und Lesben zu unterstützen“. Und daß er sich freuen würde, wenn ich meine LeserInnen darüber informieren könnte, daß sie unter www .JaWort.de Einschlägiges erfahren können.

Tue ich hiermit brav, auch wenn ich bekennen muß, daß ich „eingetragene Lebenspartnerschaften“ für eine eher bürgerliche Veranstaltung halte und schon bei Heteros den Verdacht habe, daß die Ehe von Kirche und Staat in Tateinheit mit dem Verband der Scheidungsanwälte zur Mehrung von deren Einkommen ersonnen wurde. Daß nun auch die Schwulen und Lesben nicht mehr ohne Trauschein ihrem Liebeswerk nachgehen wollen, irritiert mich. Ist denn auf niemanden mehr Verlaß? Ich dachte immer, in Fragen der freien Liebe könnten wir noch was von den lustigen Gays lernen. Aber wenn die jetzt auch schon nach dem Standesamt schielen, dann kommt mir das vor wie das allerletzte Aufgebot. Ich will mich ja nicht in so eine heilige Angelegenheit einmischen, aber sollte es nicht möglich sein, auch irgendwie anders die Rente zu sichern?

Mehr als mein Nein zum Jawort treibt mich in diesen Tagen freilich das Dahinsiechen meiner Maus um. Nach nur einem halben Jahr ist sie derart erlahmt, daß sie meinen Bewegungen nicht mehr folgen kann. Dabei hatte ich ihr ein hübsches Mickymauspad als Laufwiese bereitgestellt und regelmäßig die Kugel geputzt. Und dazu hatte ich ihr eine mir von einem dankbaren Leser per Download übermittelte Katze namens „Topcat“ zugesellt, die immer fröhlich hinter dem Mauspfeil herwetzt. Das aber hat meine Maus offensichtlich erschöpft. So bin ich nun auf den Touchpad meines Notebooks angewiesen, was eine völlige Umstellung meines Lebens nach sich zieht. Schon lange hatte ich den Verdacht, daß die großen Scheidelinien in der Welt keineswegs längs der Frage „Apple oder PC?“ verlaufen, sondern bei der Frage „Maus oder Touchpad?“ (mit der Trackballoption als drittem Weg).

Die Entscheidung für das eine oder das andere läßt tiefe Rückschlüsse auf die jeweilige Persönlichkeit zu. Von Yin und Yang wäre zu reden, von weiblich und männlich, von hart und weich und derlei mehr. Wo stehe ich? Wohin will ich? Und mit wem? Auch das Jawort für den Touchpad will wohl erwogen sein. Wie sagt der Dichter? Drum prüfe ewig, wer sich bindet. Thomas Pampuch

ThoPampuch@aol.com

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