Kuwaits Emir entläßt das Parlament

■ Ein Streit um eine vom Religionsminister verantwortete fehlerhafte Ausgabe des Koran stürzt das Golfemirat in die Krise

Berlin (taz) – Eine fehlerhafte Koranausgabe hat Kuwait eine politische Krise beschert. Am Dienstag abend erklärte der Emir des Golfstaates, Scheich Ahmad Dschaber as-Sabah, das Parlament für aufgelöst und kündigte Neuwahlen für den 3. Juli an.

Zuvor hatten 20 der insgesamt 50 Parlamentarier einen Mißtrauensantrag gegen den Minister für Justiz und Islamische Angelegenheiten, Ahmadal-Kulaib, angekündigt. Der sei dafür verantwortlich, daß in dem Land 120.000 fehlerhafte Korane gedruckt und ausgeliefert worden seien. Zu den Fehlern gehören fehlende Abschnitte und leere Seiten. „Dieser riesige Fehler kann nicht vergeben werden“, wetterte einer der Parlamentarier am Dienstag. Minister Kulaib versuche „den Glauben der Muslime zu entstellen“. Der räumte Fehler ein, erklärte jedoch, diese seien „nicht absichtlich“ gemacht worden und sollten nicht „den Sinn verändern.“ Doch die Abgeordneten mochte das nicht befriedigen.

Staatschef Dschaber as-Sabah befürchtete eine Parlamentsrevolte. In einer Erklärung warf er den Abgeordneten „aggressiven Mißbrauch der verfassungsmäßigen Instrumente“ vor, das Parlament sei deshalb aufgelöst. Es ist nicht das erste Mal, daß der zur Autokratie neigende Emir zu diesem Mittel greift. Bereits 1976 und 1986 entließ er die Parlamentarier. Das Gremium blieb über Jahre außer Betrieb gesetzt. Seit der irakischen Besetzung Kuwaits 1990 und der Befreiung durch vor allem westliche Truppen bemüht sich der Emir um ein demokratisches Image. Daher wohl auch seine Ankündigung baldiger Neuwahlen. Doch weite Teile der Bevölkerung sind von dieser „Demokratie“ ausgeschlossen: Frauen dürfen weder gewählt werden noch wählen. Thomas Dreger