Stürmische Zeiten für Versicherungen

■ Tornados in den USA wirbeln die Versicherungsbranche durcheinander. Steuerzahler tragen möglicherweise das Restrisiko

Berlin (dpa/AP/taz) – Die jüngstenTornados im mittleren Westen der USA haben nach vorläufigen Schätzungen von Versicherungsgesellschaften die schlimmsten Schäden hinterlassen, die jemals von Wirbelstürmen verursacht wurden. Experten zeigten sich von der Stärke des Sturms überrascht, der mit bis zu 417 Stundenkilometern über das Land raste und den Tod von mindestens 44 Menschen verursachte. Dauer und Heftigkeit wurden als außergewöhnlich bezeichnet.

Stärkere Stürme und größere Schäden – diese Tendenz zeigt sich nach einer Untersuchung des Washingtoner „World Watch Institute“ über die letzten Jahre. An den Unwetterschäden sind bereits einige Versicherungsunternehmen pleite gegangen. So mußten nach dem verheerenden Hurrikan Andrew in Florida 1992 sieben Versicherer Bankrott anmelden. Weltweit zahlten die Unternehmen in den neunziger Jahren bislang 91,8 Milliarden Dollar (rund 170 Milliarden Mark) aufgrund von Wetterschäden aus, etwa viermal soviel wie in den achtziger Jahren. Das Institut sieht eine Ursache in der weltweiten Klimaveränderung, die verheerende Flutkatastrophen und Stürme begünstigt. Außerdem hätten die Menschen vor allem an der Hurrikan-gefährdeten Ostküste der USA Häuser gebaut, weil zwischen 1940 und 1990 dort ungewöhnlich wenige Hurrikane auftraten.

In dieser Gegend reicht nach Berechnungen der Versicherungsgesellschaften eine einzige Wetterkatastrophe aus, um die Zahlungsfähigkeit vieler Versicherer zu gefährden. Als Konsequenz steigen die Prämien in betroffenen Gebieten teilweise so stark, daß sich nicht mehr jeder den Versicherungsschutz leisten kann oder gar kein Schutz mehr angeboten wird. Im vergangenen Jahr forderten Vertreter der American Insurance Association von der Regierung eine Art Rückversicherung für den Katastrophenfall. Damit würden die Steuerzahler das Risiko tragen. maf