Verwaltung gibt sich debis hin

■ Das ehemalige Rechenzentrum der Hansestadt Bremen wird privatisiert / Die DaimlerChrysler-Tochter debis Systemhaus übernimmt vorerst 25,1 Prozent, später vielleicht den gesamten Betrieb

Der Senat ist einen Klotz am Bein losgeworden. Die „debis Systemhaus GmbH“ übernimmt 25,1 Prozent des ehemaligen Rechenzentrums der Hansestadt Bremen, der „Informations- und Datentechnik Bremen“ (ID Bremen). Für die 25,1 Prozent bezahlt debis schlappe 25.100 Mark. Wenn alles läuft, wie es sich die debis-Computerspezialisten vorstellen, können sie sogar 100 Prozent der defizitären ID Bremen übernehmen.

Die ID Bremen stellt für die Verwaltung Computerprogramme her. Behörden-Software für Gehaltsabrechnungen oder Strafzettel-Formulare kamen früher meist aus dem Haus in der Horner Achterstraße. Doch in den letzten Jahren war das ein Minusgeschäft. Hauptauftraggeber ist die Bremer Verwaltung, private Kunden konnten nach der Umwandlung in einen Eigenbetrieb 1994 nicht ausreichend geworben werden. 1998 ging die ID Bremen mit einem Defizit von 800.000 Mark aus dem Haushaltsjahr. Nach Prognosen der Betriebsleitung ist bis zum Jahr 2000 mit weiteren Verlusten zu rechnen, steht zudem in einer Vorlage für die Senatssitzung vom 23. Februar. Die 170 Mitarbeiter der ID Bremen haben im Jahr jeweils für 1050 Stunden Arbeit – in der Branche üblich sind aber 1.500 Stunden.

Kein Wunder also, daß der Senat die teuren Computertüftler loswerden wollte. Seit 1997 wird die Privatisierung der ID Bremen vorbereitet. Siemens und debis kamen schließlich in die engere Wahl. Doch nur die debis wollte weiterhin auch für die Verwaltung arbeiten und zudem als Verlobungsgeschenk 1 Million Mark mitbringen. Damit soll die Projektphase bis zur mehrheitlichen Übernahme finanziert werden.

Die debis drängt mit aller Macht auf den Markt der Computer-Dienstleistungen für Verwaltungen. Längst ist sie in Deutschland Marktführer für Informationstechnik. Auf dem Berliner Potsdamer Platz entstand die Konzernzentrale, deren Innenhof die gleichen Maße hat wie der Innenraum der Pariser Kirche Notre Dame. 24.000 Mitarbeiter hat die debis inzwischen weltweit, in Bremen sind es 50. Doch ohne lokale Partner bekommt die debis nur schwer einen Fuß in die regionalen Märkte.

Da kommt die ID Bremen gerade recht. Für die nächsten fünf Jahre garantiert der Senat Aufträge im Wert von 20 Millionen Mark pro Jahr für die Neuvermählten ID-Bremen/debis. Zudem wird in Bremen mit dem media§komm-Projekt gerade eine technologisierte Vernetzung von Bürgern und Verwaltung geplant, die mit mehr als 40 Millionen Mark gefördert wird. Für das Projekt müssen jede Menge Computerprogramme und Dienstleistungen gekauft werden. Bei der Vergabe dieser Aufträgen wird die debis durch ihre Hochzeit nun sehr viel schneller bedacht werden.

Wenn die Partner miteinander auskommen wird bereits zum 1. Januar 2000 der debis-Anteil auf 49,9 Prozent erhöht. debis übernimmt dann die unternehmerische Führung. Falls auf die Verlobung keine Hochzeit folgt, muß die Freie Hansestadt Bremen den jetzigen Anteil wieder zurückkaufen.

Die Mitarbeiter der ID Bremen haben Übergangsverträge angeboten bekommen, die sich an den Verträgen des ebenfalls privatisierten Eigenbetriebs Bremer Entsorgungsbetriebe orientieren. Betriebsbedingte Kündigungen sind demnach ausgeschlossen. Falls die debis/ID Bremen Überkapazitäten feststellt, wäre es wahrscheinlich leichter, den debis-Mitarbeitern zu kündigen, als den Angestellten und Beamten der ID Bremen. cd