■ Die anderen
: Zur Lage im Kosovo-Konflikt schreibt "El Mundo" / "Nesawissimaja Gaseta" sieht positive Ergebnisse des russischen Jugoslawien-Beauftragten Tschernomyrdin / "La Stampa" über die Ankunft des Albaner-Führers Rugova in Rom

Zur Lage im Kosovo-Konflikt schreibt die spanische Zeitung „El Mundo“: Die Aktionen der Nato zur Bestrafung des furchtbaren Serbenführers Miloevic haben dazu geführt, daß 800.000 Menschen aus dem Kosovo deportiert wurden und weitere 600.000 das Gebiet verlassen wollen. Der Mann, den die Nato für den Schuldigen hält, ist derselbe, mit dem sie nun eine Friedenslösung vereinbaren und dem sie Straffreiheit garantieren will.

Es ist ein sarkastisches Paradox: Weil Miloevic eine Viertelmillion Menschen deportierte, begann man einen Krieg gegen ihn; nachdem er es auf anderthalb Millionen gebracht hat, meint man, mit ihm Frieden schließen zu müssen. Eine solche Lösung wäre eine Niederlage für die Nato. Sie würde das Unvermögen der Militärs und die Feigheit der Politiker unter Beweis stellen.“

Die russische Tageszeitung „Nesawissimaja Gaseta“ sieht positive Ergebnisse der Pendeldiplomatie des russischen Jugoslawien-Beauftragten Wiktor Tschernomyrdin: Trotz der skeptischen Bewertung der Gespräche des russischen Jugoslawien-Beauftragten Wiktor Tschernomyrdin in Washington durch den Westen, haben sie doch das Ende des Krieges auf dem Balkan nähergebracht. Diese Gespräche können als ein Hebel betrachtet werden, mit dessen Hilfe die Stimmung bei der Nato einerseits und im Kopf des jugoslawischen Staatschefs Slobodan Miloevic andererseits verändert werden kann. Diese Änderungen zeichnen sich bereits ab. Erstens hat die Nato erstmals veränderte Bedingungen für eine Einstellung der Luftangriffe angesprochen. Zweitens hat Slobodan Miloevic seine kategorische Ablehnung eines bewaffneten Truppenkontingents aufgegeben.

Über die Ankunft des Albaner-Führers Rugova in Rom schreibt „La Stampa“ aus Turin: Wie auch immer Rugova und seine jüngsten Auftritte bewertet werden, zwischen dem Pritina der ethnischen Säuberung und dem Belgrad der serbischen Macht war er einer der Protagonisten der Krise und der Kosovo-Tragödie. Und er ist die erste politische Stimme aus dem jugoslawischen Inferno, die nach eineinhalb Monaten Krieg direkt im Westen gehört werden kann. Bleibt abzuwarten, welchen Beitrag er zu einem gerechten und dauerhaften Frieden leisten kann. Welche Verbindungen hat er noch zu den Mächtigen oder zum Volk der Kosovaren? Und war dies wieder eine taktische Geste von Miloevic, oder will er ein Signal geben, eine Botschaft vermitteln?