Plutonium in der Warteschleife

Neues Gutachten weist nach: AKWs Krümmel und Brunsbüttel erzeugen Plutonium, mit dem die HEW nichts anfangen können  ■ Von Gernot Knödler

Bei der Wiederaufarbeitung der abgebrannten Brennstäbe aus den beiden Atomkraftwerken der HEW fällt tonnenweise gefährliches Plutonium ab, das derzeit nicht wirtschaftlich entsorgt werden kann. Wie einem gestern in Hamburg vorgestellten Gutachten des Darmstädter Öko-Instituts für die Umweltbehörde zu entnehmen ist, liegt das daran, daß keines der AKWs im Norden derzeit Mischoxid(MOX)-Brennstäbe verheizen darf. Dabei ist das der einzige Weg, auf dem zur Zeit der Plutonium-Abfall aus der Wiederaufarbeitung waffenuntauglich gemacht wird. Das Öko-Institut hat nachgewiesen, daß es Alternativen zur MOX-Verbrennung gibt, die sich für die Stromkonzerne rechnen könnten (siehe Bericht Seite 9).

In der britischen Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Sellafield warteten Ende vorigen Jahres 900 Kilogramm abgetrennten Plutoniums aus dem AKW Brunsbüttel auf Entsorgung. Zur gleichen Zeit lag insgesamt eine Tonne Plutonium aus Krümmel in Sellafield und der französischen WAA La Hague. Sofern die bestehenden Verträge der HEW mit den Betreibern erfüllt werden, fallen in den nächsten Jahren weitere 1,7 Tonnen Plutonium aus Brunsbüttel an und weitere 1,9 Tonnen aus Krümmel – alles in allem also fünfeinhalb von bundesweit rund 60 Tonnen abgetrennten Plutoniums.

Im Gegensatz zu anderen Atomkraftwerksbetreibern haben die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) bisher keine Genehmigung dafür erwirken können, die MOX-Elemente mit dem Plutonium zu verbrennen. Das Genehmigungsverfahren für das AKW Brunsbüttel ruht derzeit. Bereits seit zwei Jahren hatten die HEW nicht mehr darauf gedrängt, daß der Antrag weiterbearbeitet werde.

Beim AKW Krümmel war das zwar anders. Allerdings konnten die Gutachter der Genehmigungsbehörde bislang wesentliche Fragen nicht klären. Nach wie vor ist deshalb offen, ob MOX-Brennelemente in Krümmel jemals verheizt werden dürfen. „Ich hoffe, daß der Wiedereinsatz des Plutoniums unterbleibt“, sagt Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) bezogen auf die HEW-Atommeiler.

Das Plutonium an andere Energiekonzerne abzugeben, kommt in den Augen der Forscher vom Öko-Institut ebenfalls nicht in Frage, weil das Zeug keiner haben wolle. „Plutonium stellt keinen Wertstoff im eigentlichen Sinne dar, da ein Überangebot besteht und der Uraneinsatz stets erheblich kostengünstiger ist“, schreiben die Experten des Öko-Instituts.

Ein Verkauf des Plutoniums sei nicht möglich, im Gegenteil: Als die Siemens-MOX-Anlage in Hanau leergefahren wurde, hätte ein Energieversorgungsunternehmen (EVU) rund 30 Kilogramm des giftigen Stoffs übernommen. „Dem EVU war dafür eine hohe Summe zu zahlen.“ Darüberhinaus verfüge in allen Ländern, in denen MOX-Brennelemente verheizt werden, nur ein Teil der Kraftwerke über die entsprechende Genehmigung. Und diese hätten mit ihrem eigenen Plutonium genug zu tun.