Versicherungen zahlen

■ Holocaust-Opfer sollen Policen aus der Nazizeit ausgezahlt bekommen

München (rtr) – Nach der Vereinbarung europäischer Versicherungskonzerne und jüdischer Organisationen über die Auszahlung von Policen aus der Nazizeit müssen noch schwierige Detailfragen geklärt werden, verlautete aus deutschen Branchenkreisen. Man sei sich zwar zum Beispiel völlig darüber einig, Policen „real zu bewerten“. Was dies bedeute, müsse aber noch von der Internationalen Verhandlungskommission geklärt werden.

Überlebende des Holocaust und Hinterbliebene der Opfer haben Ansprüche auf Lebensversicherungen geltend gemacht, die vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abgeschlossen worden waren, aber nicht ausgezahlt wurden. Vor einem Jahr wurde zur Regelung der Ansprüche eine Internationale Verhandlungskommission ins Leben gerufen. Deren Vorsitzender, der frühere US-Außenminister Lawrence Eagleburger, erklärte am Donnerstag, die schwierigsten Fragen seien geklärt worden, nämlich die der Bewertung und der Verstaatlichung von Policen nach dem Krieg. Der Umfang der Ansprüche wird auf eine bis vier Milliarden Dollar geschätzt.

Versicherungskonzerne, darunter die Allianz, Axa, Generali, Winterthur und Zürich Allied, erklärten sich bereit, den „realen Wert“ der Versicherungspolicen auszuzahlen. Damit ist der Weg frei, daß Opfer und ihre Hinterbliebenen Versicherungssummen erhalten, die Inflationsraten und Abwertungen berücksichtigen.

Die Allianz AG begrüßte die Vereinbarung. Der Konzern geht aber davon aus, daß „nur wenige“ deutsche Lebensversicherungspolicen aus der Zeit offengeblieben seien.