Rote Feuerzeuge, weiße Leere, schwarze Krawatte, gelbes Buch

■ Zum 20 Galeriejubiläum bat Katrin Rabus Komponisten, die sie liebt, und Maler, die sie seit Jahren ausstellt, zur Selbsterläuterung

Ein Zwillingspaar. Auf dem einen Bild setzt Michael Rögler ein grünes Quadrat in blauen Rahmen, auf dem anderen tauscht er lediglich bei gleicher Form die Farben gegeneinander aus. Gleiche Malweise, verschiedene Wirkung: Das hellere grüne Quadrat schwebt, das dunklere blaue zieht sich in die Raumtiefe zurück; ein altbekannter Trick. Vergleichen macht Spaß, vergleichen schärft die Sinne. Deshalb lud Kathrin Rabus Komponisten und Maler zum Vergleich ihrer Disziplinen. Und siehe da, sowohl bei der Malerei als auch bei der Musik handelt es sich um Kunst (Michael Rögler). Außerdem ist für beide Gattungen der Rhythmus wichtig. Und sowohl Bilder als auch Musikstücke sind aus mehreren Bausteinen zusammengebosselt.

Große Themen verführen eben zu trivialen Allgemeinplätzen. Aber nicht nur. Komponist Klaus Huber erzählt, wie sich kreative Engpässe durch einen Umweg, nämlich den über das Optische, überwinden lassen. Grafische Skizzen haben ihn schon des öfteren zu neuen musikalischen Formen inspiriert. Der Übersetzungsakt lockt ungeahnte Lösungen herbei. Dennoch kann das durch solche Übertragungsarbeit entstandene Musikstück eine völlig andere ästhetische Wirekung haben als sein grafisches Pendant. Das beweisen Computerprogramme (mit einem davon spielte er bei seinem Freund Luigi Nono), die Bilder nach irgendwelchen normativen Festlegungen in Musik übersetzen.

Rögler gar betonte eher die Gegensätze zwischen Musik und Malerei. Malerei würde aus dem Bauch heraus gemacht, aber mit dem Kopf rezipiert. Bei der Musik sei das genau umgekehrt. Nur gut, daß die an diesem Wochenende zu erlebende Musik von solchen Pauschalierungen frei war.

Neben Röglers Farbvertauschung war noch eine zweite, spannendere zu beobachten. Raimund Girke trägt existenzialistenschwarzes Hemd und ebensolchen Anzug, malt aber pulsierendes, gekräuseltes, dahinströmendes, wolkiges Weiß. Klaus Huber kleidet sich (fast) weiß. Dafür trägt er schwarze Armbinde und schwarze Krawatte, was er folgendermaßen kommentiert: „Das wir so etwas am Ausgang des Jahrtausends noch erleben müssen! Das ist eine Schande!“ DAS, das ist der Krieg. Dies überraschende Aufbäumen des Hier und Jetzt, machte nur umso deutlicher, daß die Kunst, welche die Galerie Rabus favorisiert, die Abwesenheit von Inhalten verbindet. Rolf Rose malt nicht Rosa sondern Feuerwehrrot, interessiert sich aber für das Tropfverhalten andersfarbiger, tieferer Schichten. Auch Antonio Scaccabarozzi untersucht den Rand einer Orgie in Rot. Und Jerry Zeniuk läßt eine rot-orangene Flamme durch lindgrüne Atmosphäre zucken. Scharfe Farben, aber mit asketischer Strenge eingesetzt,