■ 300 rasiermesserscharfe Stahlsplitter schießen aus jeder kleinen Bombe hervor

Mindestens 15 Tote und 70 Verletzte sind die Bilanz einer einzigen Bombe, die bei einem Krankenhaus in der Stadt Nis einschlug – so der Bericht jugoslawischer Ärzte am Freitag. Die Bombe mit der verheerenden Wirkung auf Personen war eine „Kassettenbombe“, häufig auch Clusterbombe genannt.

Diese Bomben sind laut Militärjargon hauptsächlich für „weiche Ziele“ konstruiert – sollen also Menschen töten. Es gibt jedoch Typen, die Brandbomben, Antipanzergeschosse oder Minen enthalten. Nach Angaben der BBC verfügt auch die jugoslawische Armee über diese Sprengkörper, hat sie jedoch noch nicht eingesetzt.

Ein häufig von der Nato benutzter Typ nennt sich Cluster Bomb Unit, CBU-87/B. Ein Flugzeug kann diesen knapp 500 Kilogramm schweren und 2,30 Meter langen Stahlzylinder über dem Ziel abwerfen. Dicht über dem Boden stößt die CBU-87 kleine, gelbe „Bomblets“ aus – 202 Stück mit einer Länge von 20 Zentimetern. Das sind die eigentlichen Sprengkörper, sie verteilen sich nun flächendeckend, bevor sie bei der Standardversion zu je etwa 300 rasiermesserscharfen Stahlspittern explodieren. Im offenen Gelände Deckung gegen diesen Stahlregen zu finden ist schwierig, weil die Splitter aus allen Richtungen über den Boden rasen. Ein Pilot kann ungefährdet aus großer Höhe ein Gebiet am Boden säubern – zum Stückpreis von nur knapp 14.000 Dollar.

Die Nato setzt die Clusterbomben auch gegen Militärkonvois oder Gruppen von Soldaten ein. Im Golfkrieg 1991 warf die US Air Force im Zuge der Operation „Desert Storm“ 10.035 CBU-87 ab. Allerdings explodierten nicht alle Bomblets. Als die Alliierten längst abgezogen waren, gab es im Irak und in Kuwait immer noch Opfer durch die Splitterbömbchen im Sand. rem