Rugova-Berater Agani ist tot

■ Bonn beschuldigt die serbische Polizei, Belgrad dagegen die UÇK

Belgrad/Rom/London/Bonn (dpa) – Der Berater des gemäßigten Präsidenten der Kosovo-Albaner Ibrahim Rugova, Fehmi Agani, ist nach offiziellen jugoslawischen Berichten tot. Die Polizei habe Aganis Leiche am Freitag bei Lipljani (etwa 30 Kilometer südlich der Kosovo-Provinzhauptstadt Pritina) gefunden, meldete die Belgrader Agentur Beta am Samstag. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Bonn, Martin Erdmann, erklärte, seinem Ministerium lägen Berichte vor, nach denen Agani am Donnerstag in der Nähe von Pritina aus einem Zug heraus von der serbischen Polizei verhaftet worden sei und sich bis zu seinem Tod in Polizeigewahrsam befunden habe.

Wie Beta berichtete, beschuldigt die serbische Polizei die Kosovo-Befreiungsarmee UÇK, Agani getötet zu haben. Die UÇK bestritt allerdings jede Verwicklung in den Tod Aganis. Auch Rugova schloß nach Berichten italienischer Zeitungen einen Mord durch die UÇK aus. „Auch die Männer der Befreiungsarmee respektierten Agani“, sagte er laut La Repubblica bei einem Treffen mit Europaparlamentariern in Rom. Den Tod eines seiner „besten Freunde“ kommentierte Rugova nach Angaben des Blattes mit den Worten: „Das kosovarische Volk hat durch das Opfer eines Führers wie Fehmi Agani einen enormen Verlust erfahren.“

Der Sunday Telegraph berichtete gestern unter Berufung auf den britischen Außenminister Robin Cook, Aganis Sohn habe gesagt, daß ihm die serbische Polizei den Leichnam seines Vaters übergeben habe. Die Familie glaube, daß Agani von der serbischen Geheimpolizei ermordet worden sei.

Agani war Unterhändler der Kosovo-Albaner bei den gescheiterten Friedensgesprächen in Frankreich im Februar und März. Wenige Stunden vor der Todesnachricht hatte der EU-Jugoslawien-Beauftragte Wolfgang Petritsch noch erklärt, Agani sei von den Serben festgenommen worden. Petritsch hatte in einem Interview mit dem österreichischen Fernsehen die sofortige Freilassung Aganis gefordert.