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In Othmarschen eröffnet Hamburgs viertes Multiplex als Gesamterlebnis aus Kino und Konsum: Im Parterre werden Fernseher verkauft  ■ Von Gernot Knödler

Die Multiplex-Woge steigt. Am Donnerstag wird die Kinokette UCI an der Autobahnauffahrt Othmarschen Hamburgs fünftes Multiplex-Kino eröffnen: einen grauen Kasten aus Wellblech und Glas. Acht weitere Multiplexe für die Hansestadt sind zumindest angedacht.

Das Monstrum in Othmarschen ist halb Einkaufs-, halb Entertainment-Center. Die Rolltreppen zu den neun Sälen mit 2680 Sitzen und 1200 Quadratmetern Leinwand führen durch ein Kaufhaus. Im Erdgeschoß und im ersten Stock bietet die Fachmarkt-Kette HOT Fernseher, Fahrräder und Musikinstrumente feil, möglicherweise bald bis 23 Uhr. Wem das zu wenig ist, der kann auf der hochmodernen Bowling-Bahn im Keller die Kugeln rollen lassen. Für die Besucherin, die mit Mann und Kind aus Rellingen herandüst, verschmelzen Konsum und Unterhaltung zum Gesamterlebnis.

Die Menschen aus dem nordwestlichen Umland sind eine wichtige Zielgruppe des neuen Multiplexes. Wie eine Studie der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) vom September 1998 ergab, ziehen Kinos außerhalb der City Besucher aus den Vorortgemeinden an. Stadt-entwicklungssenator Willfried Maier (GAL) machte sich daher für moderne Kinos in den Zentren der Bezirke stark: „Wir haben kein Interesse daran, daß in der Metropolregion große Kinos auf der grünen Wiese gebaut werden.“

Wie aus einer Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der GAL-Abgeordneten Julia Koppke hervorgeht, werden in der Stadt am Friedrich-Ebert-Damm und am Harburger Carree gegenwärtig weitere Multiplexe gebaut. Für ein Kinozentrum am Wandsbeker Quarree wurde die Baugenehmigung erteilt, für Multiplexe am Nobistor und an der Wandsbeker Zollstraße gibt es positive Bauvorbescheide, für je eines am Zirkusweg und in Bergedorf eine „Planungsabsicht“ und bei einem Grundstück mitten in Langenhorn „Investitionsinteresse“.

Fraglich ist, wieviele Multiplexe der Hamburger Markt noch tragen kann. „Der Wettbewerb um die besten Plätze am neuen Multiplexmarkt kann zu Überkapazitäten und Investitionsruinen führen“, heißt es in der Antwort des Senats. Die Kino-Studie rechnet mit sieben bis acht weiteren Kinozentren, sagte Maier. Wieviele gebaut würden, entscheide jedoch nicht die Stadt.

Nach Ansicht von UCI ist noch ausreichend Platz für viele. Die Tochter von Paramount Pictures und Universal Studios hält den deutschen Kinomarkt für „unterentwickelt“. US-Amerikaner seien im vergangenen Jahr im Durchschnitt 4,9 Male ins Kino gegangen, Deutsche nur 1,8 Male. In der Tat stellt die Kino-Studie fest: „Seit dem Marktauftritt von Cinemaxx und UFA-Palast am Gänsemarkt ist das Besucheraufkommen in Hamburger Filmtheatern um 16 Prozent gewachsen.“

Gleichzeitig allerdings haben die Nachbarschaftskinos knapp 50 Prozent und die Stadtrand- und Programmkinos 13 Prozent ihrer Gäste eingebüßt.