Klemmende Türen und andere Unglücksfälle

■ Einmaleins des C-Mimens: In der Szenencollage Meer, Krug, Wahnsinn demonstrieren elf Theaterschülerinnen Freud und Leid von Schauspielanfängern

Elf junge Frauen werben um die Gunst der Kritiker. Sie alle haben nur den einen Wunsch: in den erhabenen Reigen des Bühnenhimmels aufzusteigen. Aber die Schauspielerei hat so ihre Schattenseiten und mancher Darsteller eine fatale Neigung zu Unglücksfällen. Im Einmaleins des C-Schauspielers gehen die Pistolen nie los und die Türen klemmen. Schon beim Auftritt reißt die halbe Dekoration ein, während die Hose fällt und die farbige Unterwäsche zum Vorschein kommt.

In Meer, Krug, Wahnsinn entwickeln elf Hamburger Schülerinnen unter der Leitung der Theaterpädagogin Corinna Honold und der musikalischen Beratung von David Roesner eine Szenencollage über Freud und Leid auf den Theaterbrettern. Durch die Augen der blutigen Beginner wirft das Theater einen Blick auf sich selbst, blauäugig und kritisch zugleich. Dabei ließen sie sich vom laufenden Thalia-Spielplan inspirieren. Mal haben sie einen Dialog, mal einen Song oder nur eine Geste eingefangen und zu einem neuen Zusammenhang verwoben: Die Frau vom Meer bewegt einen Top Dog, Orlando sucht verzweifelt Rosalind, Time Rocker machen Musik und Der zerbrochene Krug taucht auf. Was hier zusammentrifft ist Der nackte Wahnsinn.

Tapfer kämpfen die elf Darstellerinnen aber mit dem Rampenlicht. Sie haben ihre Rollen erarbeitet, um sie einer Jury vorzutragen. Abgeschirmt in einem kargen Raum sind sie dem Ansturm ihrer eigenen Gefühle ausgesetzt: Angst, Wut, Eifersucht und Einsamkeit brechen hervor. Aber auch Momente des Glücks und – aller Konkurrenz zum Trotz – einer Gemeinschaft auf Zeit. Die Theaterwelt nimmt sie gefangen. Mit der Außenwelt verbinden sie nur noch die anonymen Einrufe des Inspizienten. Wer dabei siegen wird, bleibt offen.

Ulrike Bals

Premiere: Freitag, 14. Mai, 20 Uhr, Thalia in der Kunsthalle