Sonaten für Lautsprecher

■ Die Vorschau (2): Unwound, die Gitarrenhelden aus Amerika, erstmals in Bremen

Sie tun es auf die eher unspektakuläre Weise. Keine Hysterie, keine ungebändigte Wut, kein unreflektiertes Gebrezel. Dafür akzentuierte Rhythmik, sorgfältiges Dissonieren, bedächtiges Chillen zwischendurch.

Lange, ausfasernde „Sonaten für Lautsprecher“ (so ein Titel ihrer letzten Platte), bisweilen mit einer Art Dub unterlegt. Ohne daß Unwound aus Washington, D.C. über ihre eigene Gewitzheit ganz aus dem Häuschen gerieten, ergehen sie sich in zehnminütigen, neu zusammengesetzten Versionen ihrer Stücke. Sie lassen ihren Produzenten Steve Fisk mit seinen Tonband- und Keyboard-Spielereien Hand anlegen und tröten auch mal frank und frei in ein Saxophon hinein. Andererseits wissen sie sich auch zu beschränken, wo es sich ziemt, ganz die alte Minutemen-Schule, Power-Trio, eineinhalb Minuten und Punkt.

Der völlige Verzicht auf vordergründige Theatralik und die knalligen Farben der Pop-Saison haben bislang dafür gesorgt, daß Unwound bislang nicht die Aufmerksamkeit zuteil wurde, die ihre Altersgenossen mit Namen Nirvana, Bikini Kill oder Nation Of Ulysses (aus denen später Make-Up wurden) genossen. Bis vor kurzem gab es nicht einmal ihre nicht wenigen und durchweg vorzüglichen Schallplatten hierzulande nur über die Kanäle des Hardcore-Netzwerks zu erstehen. (Mit einiger Verspätung erschien erst kürzlich „Challenge For A Civilized Society“ bei einem größeren hiesigen Vertrieb.)

Unterstützt werden Unwound von The Cheeks aus Solingen. Die waren bereits vor einer Weile in Bremen erfolgreich, als Guido Bolero zu seiner Version eines Boygroup-Contests geladen hatte. The Cheeks landeten damals auf dem ersten Platz, noch vor den Lowlanders und den Jet Bumpers (oder waren es die Cellophane Suckers?), vielleicht erinnert sich noch jemand. Seitdem hat sich zwar in der Besetzung einiges getan, aber das ist kein Nachteil für die Solinger Band.

Immer noch surft ihr Punk mit Pop Hand in Hand ins Wochenende, als hätten wir 1978 und wären die Buzzcocks gerade um die Ecke gekommen. Adoleszenter Haudrauf mit einem Gespür für den klassischen Song, zwei Strophen, Chorus, Bridge und Chorus, kein Solo. Andreas Schnell

Unwound und The Cheeks spielen am Freitag ab 21 Uhr in der Tower-Bar.