Querspalte

■ Kleiner Ratschlag an Eigenheimbauer angesichts der Nachrichtenlage

Hohn ist so billig. So schäbig. So kalt. Auch ich fühle mich versucht. Von wegen, die Amerikaner seien noch nie große Kartographen gewesen. Es sei die glücklichste Fügung der Militärgeschichte, daß der Soldat James Ryan 1944 in der Normandie und nicht in den Pampas von Patagonien („schrecklicher Irrtum“) angelandet sei. Ha ha. All jenen, die spotten wollen, ja, auch mir, rufe ich mit Gerhard Schröder zu: „Euch schützt die Freiheit, die Demokratie, die die Menschen im Kosovo gerne hätten. Ihr solltet euch schämen.“

Die USA sind nämlich eine globale Führungsmacht. Jeder, der sich einmal in so eine verantwortungsvolle Position gewählt hat, weiß, daß man da nicht jede Schlamperei durchgehen lassen kann. Im (lt. US-Karten) lettischen Cavelese beispielsweise wurde eine Seilbahn betrieben, die bei der Air Force weder ordnungsgemäß angemeldet noch in deren Atlanten zu finden war. Selbstverständlich gehört so ein illegaler Fuhrbetrieb umgehend stillgelegt. Sonst tanzen die Mäuse auf dem Tisch und fressen alle Kekse auf.

Die chinesische Botschaft in Belgrad sei in CIA-Unterlagen nicht verzeichnet, heißt es. Ein Schwarzbau also. Es ist nur folgerichtig, daß die Wertegemeinschaft alles unternimmt, damit das Stadtbild wieder zu den Kartenwerken paßt. Denn das ist die „Folge einer menschenverachtenden Politik der Belgrader Führung“ , sagt unser Kanzler Gerhard Schröder.

Ich will Ihnen keine Angst machen, aber: Wenn Sie gerade ein Eigenheim bauen, sollten Sie den kleinen Umweg zur US-amerikanischen Botschaft nicht scheuen. Der zuständige Militärattaché erteilt Ihnen vielleicht eine Baugenehmigung, zeichnet ihr Projekt ordnungsgemäß in seinen Falk-Faltplan ein, und wenn Sie Glück haben, meldet er es sogar an die zuständigen Stellen weiter.

Kein Spaß: Die Leitung der Mörderbandenverkehrsbetriebe führte neulich einen Sommerfahrplan ein, ohne das Kursbuch nach Langley zu schicken. Ergebnis: Die Wertegemeinschaft mußte einen Bus und einen Schnellzug bei der Überquerung von Brücken stoppen. Sie waren einfach viel zu früh. André Mielke