Wenig Geld und immer mehr Probleme

■ UNHCR hat kein Geld mehr für Kosovo-Flüchtlinge. Schröder verspricht Montenegros Präsident Djukanovic Wirtschaftshilfe

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat einen dringenden Hilferuf an die internationale Gemeinschaft gerichtet. Denn während in Albanien, Makedonien und Montenegro 750.000 Menschen versorgt werden müßten, sei dem UNHCR das Geld ausgegangen, erklärte Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata gestern in Genf.

Der UNHCR hat für die ersten sechs Monate dieses Jahres um 262 Millionen Mark gebeten, aber nur knapp die Hälfte bekommen. Wenn nicht schnell bedeutende Summen zugesagt würden, könnten die Flüchtlinge nicht mehr versorgt werden, warnte Ogata. Insbesondere die europäischen Länder seien in der Pflicht. Der UNHCR hat mehr als 300 MitarbeiterInnen in der Krisenregion. Man müsse sich auf den Sommer und auf den kommenden Winter vorbereiten. Unterdessen haben Hilfsorganisationen damit begonnen, Kosovo-Albaner aus den überfüllten Lagern in Makedonien nach Albanien umzusiedeln. Die ersten 150 Vertriebenen seien mit drei Bussen nach Quatram, 100 Kilometer südöstlich der albanischen Hauptstadt Tirana, gebracht worden. Ein Sprecher der US-Hilfsorganisation Relief International sagte, die Flüchtlinge seien aufgebracht gewesen, Makedonien verlassen zu müssen.

Zuvor waren UNHCR-Mitarbeiter von Zelt zu Zelt gegangen, um Vertriebene zu finden, die zu einer Umsiedlung bereit sind. Die meisten lehnten einen erneuten Ortswechsel nach der Flucht jedoch ab. Rund 6.000 Menschen sollen von Makedonien nach Albanien gebracht werden.

Das Hilfswerk Cap Anamour kritisierte zudem gestern, daß die Nato keine Hilfspakete für die in die kosovarischen Wälder geflohenen Vertriebenen abwirft. Das Argument der Nato, sie könnten dem Gegner in die Händer fallen, sei lächerlich.

Während heute 210 Kosovo-Albaner in Berlin ankommen – bis zum kommenden Montag sollen knapp 3.000 ausgeflogen werden –, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern in Bonn dem Präsidenten der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro, Milo Djukanovic, finanzielle Hilfe zu. Da Montenegro von den Auswirkungen des Nato-Luftkrieges besonders hart getroffen sei, sollen unter anderem deutsche Investitionen vor Ort mit Hermes-Krediten abgesichert werden.

taz/dpa/epd/Reuters