Serbien und Adverbien

■ „Bombenminister Fischer“ und „dieser Typ, der Bundeskanzler ist“: Peter Handke vergleicht Antiserbentum mit Antisemitismus und übt Sprachkritik

(taz) – Peter Handke umweht erneut die Wut des Vergleichens. In der aktuellen Ausgabe des österreichischen Nachrichtenmagazin News spricht er von einem Antiserbentum, das mit dem Antisemitismus vergleichbar sei. „Für mich ist das Antiserbentum, das als Hauptschmutzstrom gegen ein Volk auftritt“, so Handke „ein Schimpfwort wie Antisemit geworden. Die Antiserben sind für mich auf andere Weise genauso übel und unerträglich wie die Antisemiten in ihrer schlimmsten Zeit.“

Bereits vor Beginn des Krieges hatte Handke in Rambouillet per Interview das Leiden der Serben mit dem Holocaust verglichen, seine Aussage später aber als „Verhaspler“ dargestellt, den die „Maulwerker“ und „Anti-Leseratten“ der Presse böswillig ernst genommen haben. An der Einzigartigkeit des Holocaust sei nicht zu rütteln, korrigierte sich Handke.

In seinem jüngsten Interview übt sich er neben der Journalisten- nun auch in der Politikerbeschimpfung. „Der amerikanische Dreckskerl, der englische Kunstturner, all diese Verbrechertypen gehören der Generation an, die 'make love not war‘ vorgesungen hat ... Ich ziehe Kalte Krieger diesen verfehlten Hippies tausendmal vor.“ Den Außenminister Fischer nannte Handke einen „Bomben- und Zuschlagminister“. Dieser und „der Typ, der Bundeskanzler ist“, repräsentierten das „grausig-ewige Deutschland“.

Der hohe Ton Handkes, über den bereits zahlreiche Dissertationen angefertigt worden sind, ist in den Niederungen wütender Tiraden angekommen. Der Kosovo-Konflikt, so Peter Handke, sei von der albanischen „Clanbevölkerung“ ausgegangen.

Der in seiner Wortwahl nicht zimperliche Handke setzt sich auch sprachkritisch mit dem Soziologen Jügen Habermas auseinander, der in der Zeit zum Krieg Stellung genommen hatte. „Dieser Denker hat mit zwei Adverbien sein ganzes Denkleben verfehlt.“ Habermas hatte den Krieg als „moralisch berechtigt“ bezeichnet und an anderer Stelle geschrieben: „Jugoslawien pocht neurotisch auf seine Souveränität.“ Dazu sagt Handke im Interview: „Denker wie Habermas kommen plötzlich mit Adverbien, wo man spürt, daß sie überhaupt nichts mehr denken.“ Handkes Sätze sind gegen solche Verfehlungen gefeit. Für ihne gelte nur das Schriftliche, nicht das Mündliche, hatte er vor Wochen betont. HN