Schluß mit der Vorstellung

Die Subventionen für private Bühnen werden neu verteilt  ■ Von Hajo Schiff

Kulturpolitik ist zu einem Abwehrspiel mit paradoxen Regeln geworden: Steigenden Preisen und größeren Forderungen nach Vielfalt und Attraktivität steht immer weniger zu verteilendes Geld gegenüber. Auch die vierzehn staatlich geförderten Privattheater Hamburgs wollen erheblich mehr Zuschüsse. Was dieses Szenario genau bedeutet, ist schwer zu sagen, denn der Kampf um die Verteilung von Fördergeld ist selbst ein theatralisches Spiel mit Forderungen, Drohungen und gezielten Meldungen. Das Gefecht war erneut entbrannt, nachdem entschieden worden war, das Theater im Zimmer über das Jahr hinaus nicht mehr zu fördern. Gestern hat die Kulturbehörde das Spiel beendet und entschieden, wie der bisher für das Theater im Zimmer aufgebrachte Betrag von 680.000 Mark verteilt wird.

Mit einer Viertelmillion wird der Löwenanteil Ulrich Waller und Ulrich Tukur zugeworfen, damit diese ihren Vertrag verlängern und den erfolgreichen Kurs ihres Hauses, die Kammerspiele, auch über das Jahr 2000 hinaus steuern. Allerdings – die Senatorin hofft nur und ein Kommentar aus dem Haus an der Hartungstraße war an Christi Himmelfahrt nicht zu erhalten. Himmlisch muß aber dort registriert worden sein, daß soeben auch der Mobil Pegasus Preis für Theater in Höhe von 75.000 Mark, auf den bisher Kampnagels Sommertheater abonniert war, nun den Kammerspielen zugesprochen wurde.

Den zweitgrößten Betrag bekommt mit 150.000 Mark das Altonaer Theater, „damit Axel Schneider die ungenügende Proben- und Arbeitsraumsituation des Theaters verbessern kann“ (Text Kulturbehörde). Der dritte Gewinner ist weder privat noch ein Theater: die Finanzbehörde. Denn 130.000 Mark, knapp 20 Prozent, werden eingespart. Und der Rest geht gleichmäßig mit je 50.000 Mark an drei Häuser, die allesamt verkündet hatten, noch wesentlich mehr zum Überleben zu brauchen. Doch dem Theater in der Basilika, dessen Leiter Gunnar Dreßler schon an die Schließung zum Jahresende denkt, hat die Kulturbehörde einen Sponsor vermittelt, der Interesse an einer Kooperation hat. Wie eine finanzkräftige Zusammenarbeit aussehen kann, ist aber noch in der Schwebe.

„Mir ist klar, daß diese Verteilung auf Kritik stoßen wird“, gibt Kultursenatorin Christina Weiss zu, aber bei jeder anderen Regelung wäre es mit Sicherheit genauso, muß fairer Weise ergänzt werden. „Durch diese Neuregelung können wir die in Bedrängnis geratenen Privattheater absichern, und nur aus diesem Grund habe ich mich letzte Woche gegen eine Weiterbespielung des Theaters im Zimmer entschieden“, so die Senatorin. Doch damit ist noch keine Ruhe an der Bühnenfront: Der Etat der Staatstheater, eigentlich bis zum Jahre 2002 in gegenseitigem Einvernehmen zwecks Planungssicherheit eingefroren, wird durch die Traiferhöhung im öffentlichen Dienst von 3,1 Prozent schwerst belastet. Und bei der Staatsoper droht die vorzeitige Abwerbung von Intendant Albin Hänseroth. Was ein Theater.

Und zum vorläufigen Schluß noch etwas: Wie einst der römische Redner Cato jeder seiner Äußerungen immer die gleiche Forderung anzuhängen pflegte, ist auch hier wieder zu sagen: Der ständige Verweis auf die schwierige Haushaltslage und die Sparvorgaben ist zwar eine Kulturbehörde und Senat zwingende Bedingung, doch jenseits dieser befristeten Einsicht mangelt es in Berlin und Hamburg nach wie vor am politischen Willen, diese Rahmenbedingungen zukünftig zu ändern.