Schwan gehabt

■ Wieder Enten angegriffen: „Paule“ droht nun die Abschiebung nach Norwegen

Singschwan „Paule“ droht die Abschiebung. Denn in Lübeck hat er erneut Enten und andere Wasservögel belästigt. Jetzt haben Mitarbeiter der Wildvogelpflegestation Preetz „Paule“ wieder eingefangen. In den nächsten Tagen soll darüber entschieden werden, ob er per Flugzeug nach Norwegen gebracht wird, wo zur Zeit seine Artgenossen brüten.

Anfüttern, einkreisen, zugreifen – das war die Taktik, mit der der Leiter der Pflegestation, Marcel Richter, und drei MitarbeiterInnen auf einer Grünfläche an den Lübecker Salzspeichern zu Werke gingen. Nichtsahnend machte sich der Menschen gegenüber zutrauliche Singschwan über das dargebotene Toastbrot her. Währenddessen kreisten die Helfer den Vogel ein, um ihm den Weg zum Wasser abzuschneiden. Als „Paule“ schwante, daß er hereingelegt werden sollte, war es schon zu spät.

Für Richter ist der Schwan kein Unbekannter. Bereits Anfang April war das Tier im Lübecker Holstenhafen eingefangen worden, weil es immer wieder andere Wasservögel brutal angegriffen hatte. Sogar von Mord an Entenküken war die Rede gewesen (taz berichtete). Richter hatte den Schwan nach kurzem Aufenthalt in der Preetzer Station am Lanker See bei Preetz ausgesetzt. Doch kaum vier Wochen später war „Paule“ wieder in Lübeck und attackierte erneut Höckerschwäne und Stockenten.

„Er folgt vermutlich nur seinem natürlichen Trieb und versucht, sein Revier zu verteidigen“, verteidigt Richter das Tier. Auch die von Zeugen beobachteten Versuche, andere Wasservögel zu ertränken, zeugen seiner Ansicht nach lediglich von „Paules“ Wunsch, eine Partnerin zu finden. „Schwäne schwimmen bei der Paarung auf das Weibchen auf und drücken dabei ihren Kopf unter Wasser.“

Möglicherweise erhält „Paule“ schon bald Gelegenheit, sich einer Singschwan-Dame auf diese Weise zu nähern – in den Brutgebieten in Norwegen. Unklar ist allerdings noch, wer das Flugticket für das Tier bezahlt. lno