KU-TIP 2: CD-Release im Tower

Hauptfarbe des Booklets der deutsch-holländischen Band „White Rose Transmission“ ist, raten Sie mal, nein, ja, doch, ist weiß. In diesem Weiß schwimmen ein paar Sanddünen, eine üppige exotische Blume, armselige Grashalme, eine zerrupfte Wolke. Damit ist eigentlich alles über die neue CD „700 Miles of desert“ gesagt. Weil das wieder niemand versteht, ich übrigens auch nicht ganz, soll hier noch nachgeschoben werden, daß diese Musik zwar melancholisch, aber auch reduziert, leicht und luftig ist. Eben wüstig-weiß. Keine wall of sound dampfwalzt über den Hörer hinweg. Stattdessen: einfachste Riffs, auch schon mal Zippeln an einem einzigen Ton, ebenso karge wie sentimentale Intros, und alles sehr gut durchhörbar und nie überfüllt. Andererseits gibt es Verspieltes: ein paar Sekunden Mundharmonikasäuseln hier, ein Grunzton da, elektronische Klänge, die aufblühen und im nächsten Moment verwesen. Gitarrenpop hat ja von Jahr zu Jahr weniger Berührungsängste gegenüber dem geheimnisvollen Zirpen aus dem Computer. Die Stimmen sind klar wie die Luft bei Föhnwetter. Kein Schluchzen, Schnackeln, Einpeitschen. Die Inbrunst kommt hier aus der Gelassenheit. Die Lieder erzählen von Menschen, die es satt haben, in anderer Leute Augen zu sehen, die auf nach einer Party auf den Frühzug warten oder 1.000 Meilen hinter sich haben, ohne zu wissen wozu. Wohl weil das Wüstenepos in Bremen, nämlich im Studio „Alien Style“, aufgenommen wurde, wird es im Tower am Sonntag ab 21 Uhr begossen und getränkt, auf daß die Wüste lebt. bk