Waschen mit weißer Weste

Saubere Umwelt und saubere Kleidung sind zwei verschiedene Dinge. Doch mit dem richtigen Know-how läßt sich einiges bereinigen  ■   Von Esther Kogelboom

Mit weißen Pülverchen und „Öko-Säckchen“ ziehen wir in die Schlacht gegen die „Fleckenteufel“: Verlierer ist meist die Umwelt, die mit Perboraten, optischen Aufhellern, waschaktiven Substanzen und Tensiden belastet wird.

Doch die Deutschen liegen im Waschmittelverbrauch mit 7,7 Kilo pro Kopf und Jahr etwas hinter den europäischen Nachbarländern zurück: die Spitzenposition verteidigt Spanien mit 12,7 Kilo, die Finnen sind mit 3,9 Kilo extrem sparsam (Quelle: Öko-Test). Woran liegt das? Die Deutschen waschen nicht etwa seltener, sondern greifen öfter zu Kompaktwaschmitteln, den Ultras und Superkonzentraten, die in anderen Ländern noch nicht so verbreitet sind. Dennoch nehmen die „Jumbos“, die 5- oder 10-Kilo-Pakete, immer noch ein Drittel der in Deutschland verkauften Saubermacher ein. Sie enthalten über 30 Prozent wirkungsloses Salz, und die Pulverkörnchen sind mit Luft aufgebläht. Kompaktwaschmittel sind eine echte Alternative: Sie sparen Verpackungsmaterial, verpulvern weniger Geld und sind leichter.

Wer glaubt, viel helfe auch viel, der sollte die Dosierungsanleitungen auf den Packungen genau studieren. Abhilfe schafft zum Beispiel Henkel mit seinen „Persil-Tabs“. Die Tabletten sehen aus wie Alka Seltzer für die Waschmaschine, ersparen das Dosieren mit dem Meßbecher und damit auch der Umwelt eine Überdosis Chemie.

Die chemischen Inhaltsstoffe des Waschmittels sind zwar neben der mechanischen Leistung der Waschmaschine, der Wassertemperatur und der Dauer des Waschvorgangs nur ein Aspekt des Säuberns, aber gleichzeitig der entscheidende, wenn es um unser Wasser geht. Tenside werden heute nicht mehr wie in den fünfziger Jahren aus Erdöl gewonnen, sondern auf der Basis nachwachsender Rohstoffe wie Stärke und Palmöl hergestellt. Für Kleinlebewesen in Gewässern können Tensidspuren trotzdem das Ende bedeuten. Auch die extrem umweltbelastenden Phosphate, die als Wasserenthärter eingesetzt wurden, sind inzwischen durch Zeolithe und Polycarboxylate ersetzt worden – die kleineren Übel, die sich im Klärschlamm finden lassen.

Anfangs noch aus tierischen Bauchspeicheldrüsen gewonnen, werden die den Waschmitteln reichlich zugesetzten Enzyme jetzt zu 90 Prozent gentechnisch hergestellt – als leicht abbaubare Eiweißstoffe belasten Enzyme unser Wasser nur leicht.

Laut Öko-Test gibt es keinen empfehlenswerten Weichspüler. Obwohl der gut dosierte Weichmacher erst einmal fast vollständig von der Wäsche aufgenommen wird und so nichts in das Abwasser gelangen kann, wird bei den nächsten Wäschen der alte Weichspüler abgewaschen und verschwindet im Abfluß – in Deutschland ganze 150.000 Tonnen jährlich. In einen Stoffbeutel eingenähte Lavendelblüten bringen den provenzalischen Duft auch ohne Chemie in die Wäsche. Schön weich werden die Textilien, wenn sie an der frischen Luft getrocknet werden: Der Wind bringt die verknoteten Fasern wieder in die Reihe. Ein gutesDampfbügeleisen rückt der gefürchteten Trokkenstarre zu Leibe.

Hart an der Grenze ist das Wasser aus der Leitung. Grundsätzlich gilt: Wer den Härtegrad seines Wassers beim Wasserwerk erfragt, kann sein Waschmittel effektiver dosieren. Kalkarmes Wasser wäscht auch mit weniger Pulver nicht nur sauber, sondern rein. Bei sehr kalkhaltigem Wasser ist es klüger, ein bißchen mehr Waschpulver zu nehmen. Dann verkalken die Bestandteile der Maschine nicht so schnell – für die Ökobilanz unterm Strich günstiger.

Die Temperaturwahl ist gleichermaßen entscheidend für eine umweltfreundliche Wäsche. Kochwäsche ist in der Regel, mal abgesehen von Blut- und Rotweinflecken, unnötig. 60 Grad reichen allemal aus, um die Klamotten sauberzuwaschen. Eine ausreichende Befüllung der Trommel ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern gerade bei Baumwolle wichtig für die Waschwirkung. Erst wenn die schmutzigen Hemden sich kräftig aneinander reiben, verschwindet der Schmutz.

Waschmittel richtig dosieren, auf Weichspüler ganz verzichten, die Waschmaschine rechtzeitig warten lassen – das sollte jeder beherzigen, der auch in puncto Ökogewissen eine weiße Weste behalten möchte.

Die TU-Wissenschaftlerin und Diplomlebensmittelchemikerin Corinna Asmussen hat den Czedik-Eysenberg-Preis erhalten, der jedes Jahr von der Gesellschaft Österreichischer Chemiker vergeben wird. Die Forscherin hat eine neue Methode entwickelt, mit deren Hilfe Alkylethoxylate, die bei der Produktion von Waschmittel entstehen, im Abwasser effektiver analysiert werden können. Da die Alkylethoxylate aus zahlreichen Einzelkomponenten bestehen, war dies zuvor schwierig.

Die Methode von Corinna Asmussen hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Bestimmungsmethoden: Die Einzelkomponenten müssen nicht in Form einer Reinsubstanz zur Verfügung stehen, das heißt, die Substanzen müssen nicht länger einzeln isoliert werden, was die Untersuchung des Abwassers sehr vereinfacht.

Literatur: Die Stiftung Warentest nimmt regelmäßig Waschmittel in die Mangel. Die Testergebnisse können sie den Test -Heften 10/1997 (Colorwaschmittel) und 07/1998 (Vollwaschmittel) entnehmen. „Waschen – Techniken, Trends & Tips“, erhältlich über die Stiftung Warentest, Lützowplatz 11–13, 10785 Berlin, (030) 26 310, Fax: (030) 26 31 24. Preis 12,80 DM Öko-Test -Sonderheft Zuhause, erhältlich über Öko-Test, Kasseler Straße 1a, 60486 Frankfurt/M., (069) 9 77 77 0, Fax: (069) 9 77 77 139.