Lego spielen mit Soundeffekten

■ Die bayrischen Remix-Künstler Funkstörung im Maria

Daß der Wu-Tang-Clan, immerhin die omnipräsente Supergruppe des HipHop überhaupt, jemals in Rosenheim vorbeigeschaut hat, um den Remixern ihres Tracks „Reunited“ persönlichen Dank auszurichten, ist eher unwahrscheinlich. Dafür gehören Remixe für Singles potentieller Chartbreaker inzwischen viel zu sehr zum business as usual.

Michael Fakesch und Chris De Luca ist das egal, austoben konnten sie sich trotzdem. Die beiden nennen sich Funkstörung und verstehen kaum, was gerade mit ihnen passiert. Vor kurzem noch kannte die beiden Jungs aus der bayrischen Provinz fast niemand. Einer von ihnen schmiß gemütlich seinen hippen Plattenladen in München, und gemeinsam versuchten sie ihr Label „Musik aus Strom“ aufzubauen. Nebenbei hatten sie guten Kontakt mit dem damaligen Plattenladen und heutigen Label „Fatcat“ in London, in dem Stammkunden wie Bono oder Björk gerne vorbeischauten, um sich neuen wirren Elektronikkram vorspielen zu lassen.

Die Legende will es nun, daß Björk über diesen Weg Funkstörung-Fan wurde und einen Remix von „All Is Full Of Love“ in Rosenheim bestellte. Und so nahm die Sache ihren Lauf.

Denn die beiden Superfrickler machen ihren Job gut. Wo sich andere Remixer zwecks Arbeitsminimierung sagen: „Hier ein Effektchen, dort noch eins, und fertig ist die Auftragsarbeit“, erweisen sich Fakesch und De Luca als richtige Streber. Hier ein Effektchen, dort noch eins, und hier und dort noch tausend andere. Das Prinzip der beiden ist die totale Übernahme des Ursprungstracks, der zerhackstückelt wird, bis kaum noch was übrigbleibt. Gerade Beats werden zum Taumeln gebracht, und wirklich jedes Element des Stückes wird einer neuen Funktionalität zugeführt.

Damit sind sie zu den neuen Superstars der Remixkunst avanciert. Zuständig nicht für raffinierte Jazz-Vibes wie ihre Kollegen Kruder & Dorfmeister aus Wien oder Jazzanova aus Berlin, nicht für die geschmackssichere Trackverfeinerung, sondern für Dekonstruktion und Legospielen mit Soundeffekten. Das kommt so gut an, daß sie jetzt sogar eine ganze Remixsammlung veröffentlicht haben. Und so was dürfen wirklich nur die ganz Guten. Andreas Hartmann ‚/B Samstag ab 22 Uhr im Maria am Ostbahnhof