Unterm Strich

Saul Steinberg, einer der bedeutendsten Cartoonisten der Welt, ist am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in seiner Wohnung in Manhattan gestorben. Sein bekanntestes Bild ist ein Poster, das er 1976 als Titel für die Zeitschrift „The New Yorker“ zeichnete und das den kurzsichtigen Blick seiner Mitbürger auf den Rest der Welt ironisierte: Nach Westen hin ist gerade noch der Hudson zu sehen, dann ein paar Berge und schließlich der Pazifische Ozean. Für den „New Yorker“ zeichnete Steinberg insgesamt 85 Titel.

Saul Steinberg wurde in Rumänien geboren, in einem Land, das er als „pures Dada“ bezeichnete. An der Universität Bukarest studierte er Soziologie und Psychologie, in Italien dann Architektur. Er promovierte in Mailand, die Urkunde wurde 1940 von König Victor Emmanuel III. ausgestellt und enthielt den Hinweis, daß Steinberg „von jüdischer Rasse“ sei. Während seines ganzen Lebens entwarf er allerdings kein einziges Gebäude. Zeichner wurde er nach eigenen Angaben, weil er „in keine gute Sprache“ hineingeboren worden war und deshalb nicht Schriftsteller werden konnte. Während des Zweiten Weltkriegs zeichnete Steinberg als Leutnant im offiziellen Auftrag Karikaturen der Naziführer. Die Blätter wurden aus Flugzeugen über Deutschland abgeworfen: Hitler mit Totenschädeln hinter sich und Göring in einer Uniform mit beleuchteten Hakenkreuzen auf den Schulterklappen.